Luxemburg bei Pleiten vorn

TRIER/LUXEMBURG. (sas) Gravierende Unterschiede in den Insolvenzstatistiken: Während in Luxemburg die Zahl der Firmenpleiten im vergangenen Jahr Europa- rekord erreicht hat, liegt sie in der Region Trier weit unter dem Bundesdurchschnitt.

Das Großherzogtum liegt vorn, diesmal in negativer Hinsicht. Laut den Insolvenzstatistiken der Wirtschaftsauskunftei Creditreform in Trier und Luxemburg sind im vergangenen Jahr 280 Betriebe je 10 000 Unternehmen pleite gegangen. Das sind so viele wie in keinem anderen europäischen Land. In der Region Trier waren es lediglich 75 Insolvenzen je 10 000 Betriebe. "Die Trierer Zahlen sind Ausdruck eines gesunden Mittelstandes, zeigen aber auch das Fehlen oder Verschwinden von Großindustrie wie Romika oder Kuag", sagt Herbert Eberhard, Chef von Creditreform Trier und Luxemburg. Dass Luxemburg negativer Spitzenreiter in Europa sei, deute darauf hin, dass die Wirtschaft dort dynamischer und im Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft sei. In der Tat zeigen die Zahlen, dass der Anteil der insolventen Dienstleister an allen Unternehmenspleiten rund 62 Prozent ausmacht. Die Region Trier liegt mit einem Dienstleister-Anteil von 48,4 Prozent zwar leicht hinter Deutschland, jedoch noch vor dem EU-Mittel. Dass die Zahl der Insolvenzen in Luxemburg so hoch ist, führt Eberhard auf die große Zahl von "Briefkastenfirmen" zurück, deren Chefs vielfach aus steuerlichen Gründen ganz legal den Betriebssitz ins Nachbarland verlegten oder dort eine Firma gründeten. Sie schafften selten Arbeitsplätze, verlören demzufolge auch nur wenige Stellen bei einer Pleite. Je Insolvenz gehen laut dem Luxemburger Statistikamt Statec 2,7 Stellen verloren, in der Region Trier sind es zehn Arbeitsplätze (Deutschland: 15). "Anlass zu Sorge" geben laut Creditreform kleine Baufirmen in der Region Trier. Ihr Anteil an Insolvenzen liegt mit 23 Prozent weit über den Referenzwerten von Deutschland mit 20,2 und Europa mit 18,6 Prozent. Rühmliche Ausnahme: Luxemburg mit sechs Prozent. Das Argument, gerade die Baufirmen der Region profitierten von der guten Auftragslage Luxemburgs, sieht Eberhard damit entkräftet: "Offensichtlich können nur die Großen profitieren", sagt er. In der Region gebe es aber überwiegend kleine Handwerksbetriebe. Für 2005 rechnet Creditreform mit einem Rückgang der Insolvenzen - sowohl in Luxemburg (2004: 671) als auch in der Region Trier (2004: 150). Dennoch bleibt Eberhard zurückhaltend: "Das ist kein Indikator für einen Aufschwung."

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