Luxemburger Firmen wollen Pendler von Steuerschuld freikaufen

Trier/Luxemburg · Die Jagd auf steuersündige Pendler zeigt offenbar Wirkung: Erste luxemburgische Firmen wollen bis zu einer halben Million Euro zahlen, um ihre Mitarbeiter beim Finanzamt Trier von der Steuerschuld zu entlasten.

 Viele Pendler aus der Region Trier fahren nach Luxemburg zum Arbeiten. TV-Foto: Friedemann Vetter

Viele Pendler aus der Region Trier fahren nach Luxemburg zum Arbeiten. TV-Foto: Friedemann Vetter

(hw) Im Trierer Finanzamt geben sich derzeit luxemburgische Manager, Firmenchefs, Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertreter die Klinke in die Hand. Der Grund: Unter den 28.000 Pendlern aus der Region Trier herrscht helle Aufregung, weil die Trierer Steuerermittler derzeit Grenzgänger unter die Lupe nimmt, die nicht ausschließlich im Großherzogtum tätig sind. Einkünfte aus ihrer anteiligen Tätigkeit in Deutschland und in Drittländern müssen die Pendler beim hiesigen Finanzamt versteuern. Weil unter diese Regel sogar Weiterbildungstage, Vorträge und Kundengespräche fallen, ist der Frust groß.

Bereits seit 1998 kontrollieren die Ermittler des Finanzamtes Berufskraftfahrer und Handwerker. Im vergangenen Jahr sind verstärkt die Banker in den Fokus der Fahnder gerückt. „Vor allem der Fall eines Managers, der in Luxemburg gemeldet war und fast ausschließlich in Deutschland gearbeitet hat, hat uns auf diese Spur gebracht“, sagt der Chef des Trierer Finanzamts, Jürgen Kentenich. Der Banker wurde verurteilt und musste fast eine Million Euro Steuern und Strafe zahlen. Ein Einzelfall, sagen die luxemburgischen Unternehmen. Sie beschweren sich, dass alle Pendler kriminalisiert werden.

Die Firmen suchen nun unter Hochdruck nach einem Ausweg für ihre Grenzgänger. „Es gibt Angebote von Unternehmen, die Steuerschulden ihrer Mitarbeit für die Vergangenheit zu übernehmen. Es geht um Pauschalbeträge von 50.000 bis 500.000 Euro je Firma“, sagt Finanzamtschef Kentenich. Man werde dies nun prüfen.

Während sich die Wirtschaft in Luxemburg und die Pendler über die Fahndungswelle ärgern, hält der Vorsteher des Trierer Finanzamts dagegen: „Die Steuer ist eine Bringschuld.“ Erwischte Pendler müssten aber zunächst nur Steuern nachzahlen, eine Strafe bliebe ihnen erspart. Telefonaktion für Grenzgänger: Heute, 16 bis 18 Uhr, stehen Steuerberater und Finanzbeamte für Fragen zum Thema am TV-Telefon bereit.

Weitere Infos zum Thema finden Sie unter:

Ratschläge für frustrierte Pendler

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