Macht es Zirkustieren Spaß, Kunststücke vorzuführen?

Trier · Es wird weiterhin kein bundesweites Verbot von Wildtieren in Zirkussen geben. Ein entsprechender Antrag verschiedener Bundestagsfraktionen scheiterte am Nein der Union. Verantwortlich dafür: der Cochemer CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Bleser.

Man könne Tierschutz auch übertreiben, echauffiert sich Peter Bleser, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Cochem und verbraucherschutzpolitischer Sprecher seiner Fraktion, beim Thema Wildtierverbot in Zirkussen. Die in den Manegen vorgeführten Elefanten, Nashörner und Tiger seien doch gar keine echten Wildtiere. „Die haben die Wildnis noch nie gesehen“, begründet Bleser. Doch ausgerechnet von seiner Partei war bereits 2003 die Initiative ausgegangen: Auf Antrag des unionsgeführten Landes Hessen verabschiedete der Bundesrat damals einstimmig, ein bundesweites Auftrittsverbot von wilden Tieren. Doch seitdem hat sich nichts mehr getan.

Im vergangenen Jahr scheiterte vor Weihnachten erneut ein fraktionsübergreifender Antrag im Bundestag am Nein der Union. Mit federführend dafür: Peter Bleser. „Ich möchte nicht das Leuchten der Kinderaugen missen, wenn sie wilde Tiere im Zirkus sehen“, sagt er gegenüber unserer Zeitung. Mit einem solchen Verbot bringe man Zirkusse in Existenznot. Man dürfe doch Kulturgüter „nicht ohne Not und aus purem Populismus“ verbieten: „Das ist nicht meine Art, Politik zu machen.“ Außerdem mache es den Tieren doch Freude, Kunststücke vorzuführen. Das sehen Tierschützer naturgemäß anders. Wildtiere seien keinesfalls dafür da, „dem Menschen als Belustigung zu dienen und ihn zu unterhalten“, heißt es in einem Protestschreiben an Bleser und den CDU-Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder. Zirkustiere litten, weil sie nicht artgerecht gehalten würden.

Da es kein bundesweit einheitliches Verbot gibt, gehen immer mehr Städte dazu über, den Zirkussen vorzuschreiben, welche Tiere bei ihren Gastspielen auftreten dürfen. So hat jetzt München beschlossen, Auftritte von 20 Arten wie Bären. Elefanten, Tigern, Löwen oder Nashörnern in einigen Stadtteilen zu verbieten. Auch in Heidelberg oder Köln gibt es solche Verbote. Eine ähnliche Initiative auf Antrag der FDP ist im vorigen Jahr in Trier gescheitert. Man sehe tierschutzrechtlich keine Möglichkeit für ein solches Verbot, begründete die Stadtverwaltung ihre Entscheidung damals. In Luxemburg-Stadt hat man diese Bedenken offenbar nicht. Dort ist den gastierenden Zirkussen schon seit Jahren verboten, Wildtiere in die Manege zu bringen.

PRO MEINUNG: Tiere gehören zum Zirkus

Von Bernd Wientjes

Zu einem Zirkus gehören einfach Elefanten, Tiger, Löwen. Seit Generationen begeistern Dompteure mit dressierten Wildtieren, die ihre Runden in der Manege drehen. Und das soll auch so bleiben. Lasst den Zuschauern doch ihren Spaß! Und vor allem: Lasst den kleineren Zirkussen ihre Existenz! Ohne Tiere kommen nur große aus, die es sich leisten können, teure Artisten einzukaufen, und statt klassischer Zirkusdarbietung eine moderne Varieté-Show bieten. Natürlich ist das kein Freibrief für Tierquälerei. Tierschutz muss beim Zirkus oberste Priorität haben und von den Behörden regelmäßig überprüft werden. Ein Zirkus, der sich nicht daran hält, bekommt Auftrittsverbot.-pf./klg b.wientjes@volksfreund.de

KONTRA MEINUNG: Besser Artistik statt Wildtiere

Von Marcus Hormes

Auch wenn Zirkusbetreiber sich noch so viel Mühe geben: Die freie Wildbahn ist durch nichts zu ersetzen.Wer heute noch glaubt, Wildtiere zur Belustigung von Menschen in Käfige einsperren, immer wieder transportieren und zu unnatürlichen Kunststücken anleiten zu müssen, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Das Argument, Kinder hätten womöglich ihren Spaß daran, ist zynisch. Es läge vielmehr an den Erwachsenen, gerade Kindern klarzumachen, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Tier und Umwelt aussieht.Moderne Zirkusse beweisen, wie mit starker Artistik und origineller Komik ein spannendes und zugkräftiges Liveprogramm gestaltet werden kann. m.hormes@volksfreund.de

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