Mängel gibt es immer wieder

Immer wieder werden Mängel im Kernkraftwerk Cattenom festgestellt. Trotzdem bewerten französische Atomexperten die Anlage als sicher.

 Was passiert, wenn es zum Atomunfall in Cattenom kommt? Atomgegner haben im Frühjahr 2006 bei einer Demonstration in Trier den sogenannten Gau nachgestellt. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Was passiert, wenn es zum Atomunfall in Cattenom kommt? Atomgegner haben im Frühjahr 2006 bei einer Demonstration in Trier den sogenannten Gau nachgestellt. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Drei Mal waren die französischen Atominspektoren in den vergangenen zwei Monaten unangemeldet im Kernkraftwerk Cattenom. Zuletzt besuchten die Kontrolleure am 8. Juli die Anlage und legten anschließend einen vierseitigen Bericht vor, in dem es überwiegend um Mängel bei der Abwasserentsorgung in der Anlage geht. Es ist nicht das erste Mal, dass die französische Atombehörde ASN Mängel in dem 1986 erbauten Kraftwerk auflistet. Bei jeder der mehrmals im Jahr stattfindenden Inspektionen wurden Defizite aufgedeckt. Im vergangenen Jahr besuchten die Atomkontrolleure 31 Mal das Kernkraftwerk an der lothringischen Mosel. Zwar halten Experten die einzelnen Mängel für nicht gefährlich, aber die Häufung sei ungewöhnlich.

Nicht nur mehr Mängel werden in der 24 Jahre alten Anlage registriert. Niemals seit dem Bau gab es so viele Zwischenfälle wie in diesem Jahr. Acht Mal kam es zu Pannen in dem Kraftwerk. "Wir verfolgen diese Entwicklung mit Sorge, wenn sich die Zwischenfälle auch im ungefährlichen, nicht nuklearen Bereich ereignet haben", sagt der Staatssekretär im saarländischen Umweltministerium, Klaus Borger. Laut ASN handelt es sich bei allen in diesem Jahr gemeldeten Zwischenfällen um Störfälle, die auf einer internationalen Skala für Atomunfälle ganz unten eingestuft worden sind und damit keine Auswirkungen für Anwohner und Umwelt gehabt haben. Allerdings wurde im April ein Elektriker bei der Verlegung von Kabeln bei einem Zwischenfall radioaktiv verstrahlt.

Die Atombehörde ist nach eigener Auskunft über jeden Zwischenfall in Cattenom informiert. Im vergangenen Jahr hat sie neben den Inspektionen auch die vier Abschaltungen der Reaktoren untersucht. Die Kontrolleure kamen bei ihrem Bericht im vergangenen Jahr zu dem Schluss, dass die Sicherheitsvorkehrungen zwar besser geworden, aber immer noch nicht perfekt sind.

34 Milliarden Kilowattstunden Strom hat das Kraftwerk laut Betriebschef Stéphane Dupré-la-Tour im vergangenen Jahr geliefert - acht Prozent der gesamten französischen Stromproduktion. Allerdings wurden 2009 rund vier Milliarden Kilowattstunden weniger produziert als in den Jahren zuvor. Schuld daran ist der zeitweise Ausfall einzelner Reaktorblöcke. Auch in diesem Jahr wird durch die wochenlange Abschaltung eines Reaktorblocks die in Cattenom produzierte Strommenge geringer ausfallen als geplant. Zumal weder der Kraftwerksbetreiber, der staatliche französische Energiekonzern EDF, noch die Atombehörde verlässlich sagen können, dass es zu weiteren Pannen nicht mehr kommen wird.

Bislang jedenfalls gibt es keine plausible Erklärung und Analyse von offizieller Seite, warum es vermehrt zu Störfällen kommt und ob sich das Risiko durch Cattenom erhöht hat. Hintergrund Kernkraftwerk Cattenom Das Kernkraftwerk liegt an der Mosel, 15 Kilometer vom Kreis Trier-Saarburg entfernt. Betreiber ist die französische Gesellschaft EDF. Rund 1150 Personen arbeiten in der Anlage. Am 29. Oktober 1979 wurde mit dem Bau des ersten von insgesamt vier Reaktorblöcken begonnen; dieser ging am 13. November 1986 in Betrieb. Zwischen 1980 und 1983 wurden drei weitere Reaktorblöcke gebaut. Jeder von ihnen produziert 1300 Kilowattstunden Strom. 2007 war Cattenom der größte Stromerzeuger Frankreichs und produzierte ungefähr acht Prozent der französischen Stromproduktion. Das Kernkraftwerk wird wegen mangelnder Erdbebensicherheit als ein Sicherheitsrisiko angesehen: Die sicherheitsrelevanten Ventile könnten nach einem Beben womöglich nicht mehr funktionieren. Seit Anfang 2009 ist es wegen Zwischenfällen vermehrt zu Reaktorabschaltungen gekommen. (wie)

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