Mahnerin Merkel?

Wenn Angela Merkel morgen im Weißen Haus auf der Besucher-Couch Platz nimmt, trifft sie zweifelsohne auf den Repräsentanten einer geschwächten Supermacht. Weltweit hat der Antiamerikanismus seit dem Tag noch zugenommen, als George W. Bush den Befehl zur gewaltsamen Entfernung Saddam Husseins gab.

Die Unfähigkeit der US-Regierung, den Widerstand im Zweistromland niederzukämpfen, dazu die schadenträchtigen Schlagzeilen der Menschenrechtsverletzungen von Abu Ghraib bis hin zum zweifelhaften Umgang mit Terrorverdächtigen im In- und Ausland haben das Image des Landes als potenter Fackelträger für Freiheit und Gerechtigkeit stark beschädigt. Ein Blick auf die Folgen der jüngsten in Europa heftig geführten Debatte um CIA-Gefangenenflüge, Geheimgefängnisse und mutmaßliche Folter belegt dies nachdrücklich. Welche realistischen Möglichkeiten hat nun Angela Merkel, hier als sanfte Bremserin zu fungieren und gleichzeitig im transatlantischen Verhältnis die Temperaturen wieder ansteigen zu lassen? Nach der als belastend empfundenen Ära Schröder hat die deutsche Regierungschefin durch die Kritik an Guantanamo bereits deutlich werden lassen, dass sie sich nicht anbiedern wird. Schon jetzt lässt sich prophezeien, dass am Ende des Besuchs das beliebte Fazit gezogen werden wird, man habe wie "unter Freunden" üblich auch heikle Themen offen diskutiert. Doch auf ernsthafte Einsicht darf Berlin kaum hoffen. nachrichten.red@volksfreund.de

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