Maisch, daisch

Maisch, daisch "Aisch, maisch, daisch, Feiazaisch!" (Ich, mich, dich, Feuerzeug!) Wie oft habe ich diese lästerliche Bemerkung wohl in meinem Leben gehört? Ja, in meinem Heimatort Oberkail frönt man dieser exotischen Aussprache des Moselfränkischen.

Und wir sind stolz auf unsere Exklusivität! Allerdings musste ich mir dieses Idiom hart erarbeiten. In frühen Jahren ertrug ich Hohn und Spott: Weil meine Mutter aus dem - mit fünf Kilometer Welten entfernten - Ort Kyllburgweiler stammt, kamen über meine Lippen für Oberkailer Ohren so befremdliche Worte wie "Lefel" statt "Läfel" (Löffel) und "neng" statt "nein" (neun). Mit meinen Eltern, Geschwistern, Tanten und Onkeln spreche ich nur Platt, bin im Alltag aber derart von "Hochdeutschen" umzingelt, dass ich merke, wie mein Wortschatz schrumpft und ich in immer tieferen Regionen meines Hirns danach fahnden muss. Manchmal aber, wenn ich beim Erzählen so richtig in Fahrt komme, sind sie plötzlich alle ganz weit vorn, die schönen platten Wörter, denen das offizielle Deutsch nur Sprachlosigkeit entgegenzusetzen hat. Und dann rede ich von oselijen Kleidern, gekijen Ideen, brosselijen Kollegen, krabatzijen Bedienungen oder brodijen Zeitgenossen. Inge Kreutz

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