Mammut-Prozess auf der Zielgeraden

Der Anfang März vor dem Trie rer Landgericht begonnene Prozess gegen einen mutmaßliche Serien-Bankräuber dauert an. Immerhin ist in dem Mammut-Verfahren inzwischen ein Ende in Sicht: Läuft alles glatt, könnte die fünfköpfige Kammer noch vor Weihnachten ein Urteil fällen.

 Justizbedienstete führen den 44-jährigen Angeklagten in den Gerichtssaal. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Justizbedienstete führen den 44-jährigen Angeklagten in den Gerichtssaal. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Trier. (sey) Rund 400 Tage sitzt der Brite Marc E. inzwischen schon in Untersuchungshaft. Anfang September vergangenen Jahres wurde der mutmaßliche Bankräuber in der Nähe des Kordeler Freibads geschnappt. Ausgerechnet nach seinem bislang größten Coup. 125 000 Euro soll Marc E. vier Stunden zuvor bei einem bewaffneten Überfall auf die Sparkassen-Filiale im Nachbarort Zemmer erbeutet haben. Die Beute hatte der mutmaßliche Räuber nicht mehr dabei, als er nach einer halsbrecherischen Flucht festgenommen wurde. Irgendwo im Wald zwischen Daufenbach und Kordel muss er es versteckt haben, glauben die Ermittler.

Den Überfall von Kordel hat Marc E. schon unmittelbar nach seiner Festnahme gestanden. Aber zu den übrigen sieben Banküberfällen, die Staatsanwalt Eric Samel dem zuletzt in Spanien lebenden Briten zur Last legt, schweigt der 44-Jährige beharrlich. Dabei ist Marc E. alles andere als ein schweigsamer Typ. In dem inzwischen sieben Monate und fünf Tage andauernden Prozess vor der Ersten Schwurgerichtskammer könnte man den smarten Briten auf der Anklagebank mit einem Anwalt verwechseln, trüge er statt der Handschellen eine schwarze Robe. Denn meistens ist es nicht einer seiner beiden Verteidiger, der während der Verhandlung die Zeugen befragt, sondern der mutmaßliche Schwerverbrecher selbst.

So beschränkt sich Marcs Anwältin Martha Schwiering auch am gestrigen 23. Verhandlungstag aufs gelegentliche Tuscheln mit ihrem Mandanten, der den Rest offenkundig lieber selbst erledigt. Auch der dem sehr gut deutsch sprechenden Briten vom Gericht sicherheitshalber zur Seite gestellte Dolmetscher verbringt einen gemächlichen Arbeitstag.

"Noch Fragen, Herr Angeklagter?"



Es geht an diesem Tag um einen fast genau vier Jahre zurückliegenden Banküberfall auf die Volksbank in Reinsfeld (Kreis Trier-Saarburg). Exakt 63 335 Euro soll der maskierte und bewaffnete Räuber seinerzeit erbeutet haben. "Der Täter war Marc E.", glaubt die Staatsanwaltschaft. Der Zeuge, der an diesem Morgen aussagt, zuckt häufig mit den Schultern. "Ich weiß nicht mehr …", beginnen vieler seiner Sätze, "ich kann mich nicht mehr erinnern", sagt er häufig oder "könnte sein". Es ist ein mühsames Geschäft, sich Jahre nach der Tat auch noch an kleine Details erinnern zu sollen.

Der Staatsanwalt sieht's gelassen. "Es läuft gut", lautet Eric Samels Zwischenbilanz, "Überraschungen gab es bislang keine." An den meisten Tatorten haben die Ermittler laut Samel genetische Fingerabdrücke des Angeklagten gesichert - wohl mit einer der Hauptgründe für die Gelassenheit des Anklägers.

Sechs der acht Marc E. zur Last gelegten Banküberfälle hat die Kammer unter ihrer Vorsitzenden Richterin Petra Schmitz inzwischen abgearbeitet. Nach dem Verbrechen von Reinsfeld steht noch der mit mehr als fünf Jahren am längsten zurückliegende Überfall auf die Raiffeisenbank Herforst (Beute: 38 967,50 Euro) auf dem Programm.

Bis Ende November sind bereits vier zusätzliche Prozesstage terminiert. Ein paar weitere könnten noch hinzukommen. Wird Marc E. am Ende verurteilt, drohen ihm laut Anklage bis zu 15 Jahren Gefängnis samt anschließender Sicherungsverwahrung. Würde sie verhängt, bliebe der zweifache Vater auch nach Verbüßung seiner Strafe auf unbestimmte Zeit weiter in Haft.

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