Marx will "Wahlfreiheit" der Eltern

Der Trierer Bischof Reinhard Marx hat sich in der Familienpolitik für eine "echte Wahlfreiheit" der Eltern ausgesprochen. Er warnte davor, die Diskussion auf die Frage der Krippenplätze einzuengen. Mit Bischof Marx sprach unser Mitarbeiter Guido Peters.

Bei der Frühjahrs-Vollversammlung stand das Thema Familienpolitik ganz obenan. Waren da die Äußerungen Ihres Augsburger Amtskollegen Walter Mixa hilfreich für die Diskussion? Gehen sie nicht meilenweit an der Lebenswirklichkeit vorbei?Marx: Natürlich haben wir uns ganz offen ausgetauscht über die Diskussion der letzten Wochen. Wir sind Bischof Mixa durchaus dankbar, dass er der Debatte über die Zukunft der Familien Schwung verliehen hat, auch wenn die meisten Bischöfe - das gilt auch für mich - manche Zuspitzungen und Formulierungen nicht so übernehmen. Dadurch wird vielleicht doch der Blick eingeengt auf die Frage der Krippenplätze. Es geht aber um mehr! Ich jedenfalls bin der Meinung, dass wir umfassender über Gerechtigkeit für die Familien nachdenken müssen, als das im Augenblick geschieht. Die Lebenswirklichkeit hat sich tatsächlich verändert - ob immer zum Besseren, ist nicht sicher. Man darf die Familienpolitik aber nicht reduzieren auf Frauenpolitik, Wirtschaftspolitik oder Demografiepolitik. Das sind Einseitigkeiten. Ist nicht der Eindruck erweckt worden, die katholische Kirche favorisiere ein Familienbild, bei dem die Frau, sobald sie Kinder hat, nur Hausfrau sein sollte?Marx: Das ist natürlich Unsinn. Die gleichen Chancen für Männer und Frauen sind eine positive Entwicklung, und da ist sicher noch eine Menge zu tun. Aber Familie ist mehr als das Zusammenkommen verschiedener Einzelinteressen, wo jeder seinen Weg geht - ohne Rücksicht auf das Ganze der Familie, vor allem im Blick auf die Kinder. Deshalb ist die entscheidende Frage: Was ist gut für die Familie, besonders für die Kinder? Hier müssen die Familien selbst Prioritäten setzen.

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