Mauer im Kopf

Die blühenden Landschaften, die den Ostdeutschen nach der Wende versprochen wurden, standen nie in der Blüte. Den hehren Worten folgten wenige Taten, weil alle sich völlig verkalkuliert hatten. Hunderte Milliarden wurden mittlerweile in den Aufbau Ost gepumpt, ohne dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt signifikant verbessert hätte.

Dass die Ostdeutschen dagegen auf die Straße gehen, ist ihr gutes Recht, aber - aller Ostalgie zum Trotz: Wollen sie wirklich wieder den Sozialismus? Nein. Wenn man sie fragt, wollen sie die Mischung aus Sozialismus und Reisefreiheit. Kein Risiko, nur die Sahnehäubchen. Natürlich sollen alle arbeiten, sollen sich absichern, aber deswegen gleich wieder Honnecker & Co. zu fordern, schießt übers Ziel hinaus. Und dass jeder vierte Westdeutsche die Mauer wieder will, erschließt sich vorrangig aus finanziellen Einbußen und der häufig monierten "Jammerlappen-Mentalität" im Osten. Hätte vor allem Helmut Kohl seinerzeit den Mund nicht so voll genommen und die Erwartungshaltung derart angekurbelt und wäre die Einheit etwas durchdachter geplant worden, die Mauer im Kopf wäre heute, 15 Jahre nach dem Fall der echten Berliner Mauer, sicher nicht höher den je. b.pazen@volksfreund.de

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