Medien: Gaddafi lässt Geld in Luxemburg verwalten

Im Kampf gegen Aufständische setzt Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi im Osten des Landes auf militärische Gewalt, doch im Westen bietet er Geld an. Angeblich haben Vermittler Gaddafis Einwohnern der umkämpften Städte Misrata, Nalut und Al-Sawija viel Geld für ihre Loyalität geboten. Beschafft er sich die Summen aus Europa, womöglich gar aus Luxemburg?

Luxemburg. (ltb/dpa) Ein bisher nicht auf der Sanktionsliste der EU vermerkter Gaddafi-Vertrauter soll angeblich in Europa für den libyschen Machthaber Geld beschaffen. Medienberichten zufolge soll das Vermögen von Luxemburg aus verwaltet werden.

Österreich will dem Manager Mustafa Zarti nun das Handwerk legen und sein Vermögen einfrieren. Das war aus Behördenkreisen in Wien zu erfahren. Zudem soll Zarti auf die Sanktions-Liste der Europäischen Union gesetzt werden. Da er einen österreichischen Pass habe, könne er sich frei in der EU bewegen.

Zarti hat nach Berichten mit dem Vorstandsposten der National Oil Corporation und der Vize-Leitung des Staatsfonds Libyan Investment Authority mehrere wichtige Positionen im libyschen Regime inne. Er gilt als Freund des Gaddafi-Sohns Saif al-Islam. Beide lebten mehrere Jahre lang in Wien - 2006 flanierten sie im Frack über den Opernball.

Die Angaben legen den Verdacht nahe, dass Zarti als Strohmann Gaddafis fungiert und momentan versuche, für ihn Geld zu beschaffen. Nach Medienberichten soll Gaddafi in Österreich über Strohmänner wie Zarti insgesamt 30 Milliarden Dollar (22 Milliarden Euro) angelegt haben. Weltweit verfügt der Clan des Diktators nach Informationen des Nachrichtenmagazins "News" über 150 Milliarden Dollar. Ein angeblicher Finanzberater Gaddafis sagte dem Blatt, dass die Gewinne aus dem Ölgeschäft direkt in die Taschen der Familie umgeleitet worden seien. Zu bestimmten Zeiten hätten 80 Millionen Euro am Tag angelegt werden müssen. "Die Gaddafis besitzen dreimal so viel wie Bill Gates, der ja offiziell der reichste Mann der Welt ist", sagte der angebliche langjährige Berater.

Gaddafi lasse den Berichten zufolge sein Vermögen in etwa 800 Beteiligungen in 150 Ländern rund um die Uhr für sich arbeiten. Die Zentrale (Clearing House) der Geschäfte sei in Luxemburg. Trotz Sanktionen soll er auf einen Großteil weiterhin Zugriff haben. Hintergrund sei ein kompliziertes Geflecht aus Veranlagungen und Beteiligungen, das für die Behörden kaum zu überblicken sei.

Laut Informationen der Luxemburger Tageszeitung Journal hat Gaddafi keine Konten in Luxemburg. Die Zeitung beruft sich auf die Überwachungskommission CSSF. Es müssen daher kein Gaddafi-Geld in Luxemburg eingefroren werden. extra Stars spenden Gagen: Früher traten sie für den Gaddafi-Clan auf, jetzt sehen sich immer mehr Stars in Bedrängnis wegen der Gewalt in Libyen: Die R&B-Sängerin Beyoncé (29) hat laut US-Medien vor 14 Monaten eine Million Dollar für einen Auftritt beim Gaddafi-Clan erhalten, das Geld aber inzwischen für Haiti gespendet. Ähnliche Gagen sollen laut US-Medien auch Popstar Mariah Carey (40) sowie der R&B-Musiker Usher (32) und der Rapper 50 Cent (35) erhalten haben. Das US-Magazin Rolling Stone berichtete, das Geld von Beyoncé sei schon Anfang 2010 für Erdbebenopfer nach Haiti gegangen. Die Clinton-Bush-Haiti-Stiftung bestätigte das. Die frühere Leadsängerin von Destiny's Child hatte 2009 bei einer Silvesterparty von Mutassim al-Gaddafi, einem Sohn des Diktators, in der Karibik fünf Songs vorgetragen. Offenbar war sie über die Identität des Gastgebers nicht informiert. (dpa)

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