Mehr Blond in Hessen

Freundliches Lächeln mit blitzblanken weißen Zähnen: Fast an jedem Laternenmast hängen mittlerweile Plakate, auf denen Kandidaten für die Landtagswahl um die Wette strahlen. Frei nach dem Motto "Bilder sagen mehr als 1000 Worte" wird um die Gunst des Wahlvolkes gebuhlt.

Ein Kandidat, der seinen Namen ausnahmsweise nicht in der Zeitung lesen will, weiß von stundenlangen Fotoshootings zu berichten, bis das mit viel Liebe zum Detail präparierte Gesicht passend erschien. Apropos: "Ich liebe dich", lassen die Linken das staunende Publikum auf einem Plakat schlicht wissen. Damit meinen sie offenbar nicht die Autofahrer oder Fußgänger, sondern das Land. Andere setzen inhaltliche Schwerpunkte. Mit dem Slogan "Die Wirtschaft brummt" will die FDP punkten. Die Grünen wollen ökologische Kompetenz signalisieren, wenn sie auf einem Plakat die Erde zeigen und darunter einfach schreiben "Deine Mutter". Ministerpräsident Kurt Beck lässt unter seinem Konterfei wissen, er sei "gut für Rheinland-Pfalz". Was die CDU dem SPD-Spitzenkandidaten unter dem Slogan "16 Jahre sind genug" abspricht. Natürlich präsentiert auch die Vorzeigefrau der Union allerorten ihr Gesicht. Wobei das Wort allerorten offenbar wörtlich zu nehmen ist. Denn überraschenderweise tauchten dieser Tage Wahlplakate mit Julia Klöckner auch rund um die Frankfurter Messe auf, versehen mit der Aufschrift "Ministerpräsidentin für uns!" Nanu, sollte der hessischen CDU etwa nach der Ära Roland Koch das Personal ausgegangen sein? Schon frotzeln dortige Sozialdemokraten, die Union wolle wohl "mehr Blond" zeigen. Während sich ihr Bild nach Frankfurt verirrt hat, zeigt sich Julia Klöckner zielorientiert. Die CDU-Spitzenkandidatin hat gerade ihr Büro als Staatssekretärin in Berlin geräumt und tourt munter durch Rheinland-Pfalz. Den eilends behobenen Ausflug der Plakate nimmt sie mit Humor: Es könne ja generell nicht schaden, den Bekanntheitsgrad zu steigern.

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