Mehr Geld für gute Lebensmittel

Die Zeit der Billigst-Preise bei Lebensmitteln ist vorbei. Das jedenfalls glauben die Bauern. Sie sind froh, dass die Preise für ihre Erzeugnisse ansteigen, damit sie endlich wieder etwas verdienen können.

 Milchprodukte wie Butter werden in nächster Zeit teurer. Foto: TV-Archiv

Milchprodukte wie Butter werden in nächster Zeit teurer. Foto: TV-Archiv

Trier. Die Getreidekosten sind enorm gestiegen. Daher gibt es weniger Butter. Widersinnig? Nein. Denn die um fast 100 Prozent gestiegenen Getreidepreise treiben auch die Futterkosten für Milchbauern nach oben. Die Folge: Sie verfüttern weniger Kraftfutter, die Milch enthält weniger Fett, daher kann weniger Butter produziert werden. Seit Anfang des Jahres ist die Butter-Produktion in Europa deutlich zurückgegangen, die Preise daher gestiegen. Kostete ein Päckchen Butter im April noch im Schnitt 75 Cent, waren es im Mai 79 Cent und im August fast 1,20 Euro. Hintergrund: Die Molkereien schließen mit dem Lebensmittel-Einzelhandel so genannte Quartalskontrakte, für drei Monate sind damit die Preise für Quark, Butter und Käse stabil. Laufen diese Verträge aus, muss neu verhandelt werden, und die Preise ziehen an, wie in den nächsten Tagen. Bereits im Juni setzten die Molkereien laut der Zen trale Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP) in Bonn höhere Preise für Milch, Sahne und Kondensmilch durch. Zwischen sechs und 14 Prozent seien dadurch die Preise für die Verbraucher gestiegen. Preissteigerungen seien nichts Ungewöhnliches, heißt es bei der ZMP. So sind vor einem Jahr etwa Obst, Gemüse, Kartoffeln, Speiseöl und Fleisch deutlich teurer geworden, während die Preise für Milchprodukte und Brot kaum angezogen haben. Die Verbraucher müssten sich damit abfinden, für Qualität auch mehr zu bezahlen, sagt der Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau, Leo Blum. Viele Milchbauern und Ferkelzüchter seien aufgrund des Preiskampfs im Lebensmittel-Handel in ihrer Existenz gefährdet, weil sie nicht kostendeckend produzieren können. Auch bei der Milchunion Hocheifel in Pronsfeld werden höhere Milchpreise nicht ausgeschlossen. Derzeit sei aber keine Erhöhung geplant, sagt Unternehmenssprecher Wolfgang Rommel. Meinung Kein Grund zum Jammern Ein Pfund Butter kostet mehr als einen Euro, 100 Gramm Käse werden 15 Cent teurer. Ein Skandal? Nein. Denn mit Abzocke haben die Preissteigerungen nichts zu tun. Schuld ist die Globalisierung. Weil in China mehr Milch getrunken wird, steigen die Preise bei uns, das sind die Gesetze der weltweit verzahnten Märkte. Doch selbst wenn die Lebensmittel-Preise noch weiter anziehen sollten, sind Grundnahrungsmittel in Deutschland im europaweiten Vergleich am billigsten, Milch und Butter sind im Schnitt um ein Viertel billiger als woanders in Europa. Und trotzdem geben wir weltweit am wenigsten aus für unser Essen. Gutes Essen ist uns also nichts wert. Man kann aber nicht auf der einen Seite über die ständigen Lebensmittelskandale jammern und gleichzeitig ein Hähnchen für unter einem Euro kaufen. Das passt nicht.

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