Mehr Heimat bei den Lebensmitteln

Mainz · Die neue Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken (Grüne) sieht große Potenziale für den Öko-Landbau. Hochwertige Lebensmittel lägen voll im Trend und böten heimischen Landwirten und Winzern beste Absatzchancen.

Mainz. Frische Kirschen und ein Apfelstreuselkuchen zieren den Tisch, als sich die neue Ressortchefin aus der Nähe von Bitburg und Staatssekretär Thomas Griese am Mittwoch erstmals der Presse präsentieren und ihre politischen Vorhaben skizzieren. Ein Bild mit Symbolcharakter, denn die Grüne setzt auf regionale und ökologische Produkte.
"Wir haben Nachholbedarf beim Ökolandbau, aber auch beim konventionellen Bereich", sagt Höfken. Der Anteil von Biolebensmitteln betrage derzeit vier bis fünf Prozent. Lebensmittelhändler Edeka habe ihr versichert, 30 Prozent seien möglich. Als Vorbilder nennt sie die Dachmarken Eifel und Mosel. Sie hätten gezeigt, dass heimische Produkte stark nachgefragt würden.
Um das Ziel zu erreichen, sollen Fördermittel umgeschichtet werden. Bislang seien Investitionen in Ställe bezuschusst worden, künftig werde die Vermarktungs- und Verarbeitungsförderung verstärkt. Auf EU-Ebene sei man sich einig, "weg von Gießkannenleistungen" zu kommen, erläutert die gelernte Diplom-Agraringenieurin.
Auch auf der Seite der Abnehmer will die Ministerin ansetzen und die Ernährungsberatung in Schulen und Altenheimen verbessern. "Wir wollen die Wertschätzung von Lebensmitteln stärker betonen", sagt Höfken. In Küchen und Kantinen öffentlicher Einrichtungen soll es vermehrt Produkte von Bauern aus Rheinland-Pfalz geben und in Gaststätten, selbst in der Eifel, nicht nur Bitburger Bier, sondern auch regionale Weine.
Den von Ehec und Dürre geplagten Bauern sagt die Ministerin Unterstützung zu. Zunächst in Form von Beratung, eventuell auch durch die vorzeitige Auszahlung von Prämien.
Dem Naturschutz misst die 56-Jährige einen großen Stellenwert bei, wobei ihre Betonung auf dem "Schutz" liegt. Für das Vorhaben, in dieser Wahlperiode einen ersten Nationalpark in Rheinland-Pfalz zu schaffen, "hoffe ich auf eine begeisterte Bevölkerung". Die Regionen seien aufgefordert, sich mit eigenen Gebietsvorschlägen zu beteiligen. Die Bedingungen würden in Kürze veröffentlicht. Der Staatswald soll naturnah bewirtschaftet und stufenweise nach dem Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert werden.
Großen Wert legt Höfken auf den Tierschutz. Bei der Käfighaltung für Legehennen sei ein Ende in Sicht, doch die Übergangsfrist für die Abschaffung größerer Käfige sei zu lang.
Das neue Duo im erweiterten Ministerium, das die Dinge in grüner Weise vorantreiben will, kennt sich bereits seit vielen Jahren. Im Sommer 1998 diskutierten Ulrike Höfken und Staatssekretär Thomas Griese (55), der sich selbst als "Landei aus Westfalen" bezeichnet, Elemente für einen rot-grünen Koalitionsvertrag auf Bundesebene. Beide sind der festen Überzeugung, dass die Bereiche Umwelt und Landwirtschaft in ein Ressort gehören. Dass dies in Rheinland-Pfalz nun so ist, war ein Grund für den Juristen, das Amt anzutreten.
Erfahrung damit hat Griese bereits, denn er fungierte von 1995 bis 2005 in Nordrhein-Westfalen als Staatssekretär im Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft. Zuletzt war er als Arbeitsrichter in Aachen und Köln tätig.

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