Mehr heiße Luft als Passagiere im ICE nach Berlin

Trier · Weil die Fernverbindungen ab Trier für die Bahn offensichtlich nicht rentabel sind, will sie drei davon streichen. Um das zu verhindern, bietet sie an, die Fernzüge als Nahverkehrszüge fahren zu lassen, wenn das Land dafür zahlt.

Trier. Von Trier direkt, ohne umzusteigen, nach Berlin. Seit Dezember 2005 ist das möglich. Einmal am Tag, morgens um fünf Uhr, fährt der Intercity-Express (ICE), der wegen seines Fürsprechers, des Trierer CDU-Bundestagsabgeordneten Bernhard Kaster, scherzhaft auch Kaster-Express genannt wird, in die Bundeshauptstadt. Wer jedoch schon mal mit dem modernen Zug gefahren ist, wird festgestellt haben, dass er zumindest bis Köln mehr "heiße Luft" als Reisende transportiert. Auf dem Rückweg ist es auch nicht viel anders. Ab Koblenz leeren sich die Plätze und füllen sich bis ans Ziel nach Trier auch nicht mehr. Hinter vorgehaltener Hand heißt es bei der Bahn, dass sich der Zug eigentlich nicht rechnet, zumindest nicht ab Trier. Nun könnte es sein, dass die einst so gefeierte Direktverbindung an die Spree ab Mitte Dezember wegfällt, zusammen mit zwei weiteren von Luxemburg über Trier fahrenden Fernzügen. Bereits vor zwei Jahren wurde der ICE-Fahrplan ausgedünnt: Seitdem fährt der Schnellzug samstags nicht mehr von Berlin bis Trier, sondern nur noch bis Köln; sonntags gibt es von Trier aus gar keine Direktverbindung mehr in die Hauptstadt. Ein Wegfall von drei Fernzügen von Trier aus hat auch Auswirkungen auf den Taktverkehr nach Koblenz. Derzeit fährt jede Stunde ein Schnellzug, entweder ein ICE, ein IC oder ein Regionalexpress auf der Moselstrecke. Würden drei Fernzüge entfallen, entstünde eine Lücke. Dadurch, so der Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises und Vorsitzende des für den Schienennahverkehr zuständigen Zweckverbandes SPNV Nord, Bertram Fleck, würde sich "Attraktivität des Schienenverkehrs auf dieser Strecke ganz erheblich verschlechtern". Daher fordert Fleck den für den Fernverkehr zuständigen Bund und die Bahn auf, das derzeitige Angebot vollständig beizubehalten. Zumindest bis 2015. Denn dann startet der neue Rheinland-Pfalz-Takt mit einem verstärkten Angebot an Nahverkehrszügen. So soll es dann jede Stunde einen Regionalexpress von Koblenz über Trier und Saarbrücken nach Mannheim und zurück geben, als Ersatz für gestrichene Fernzüge. Bislang ging man beim SPNV Nord und beim Land nämlich davon aus, dass frühstens 2015 das Fernverkehrsangebot ab Trier ausgedünnt wird. Wenn dies bereits dieses Jahr geschieht, dann dürfte es schwer sein, die dadurch verlorenen Kunden bis 2015 wieder zurückzugewinnen. Daher hat die Bahn nach TV-Informationen angeboten, das bisherige Fernverkehrsangebot bestehen zu lassen und in den Nahverkehr zu integrieren. Das würde bedeuten, dass die Züge mit einem normalen Nahverkehrsticket benutzt und die sonst üblichen Zuschläge wegfallen würden. Den finanziellen Verlust will sich die Bahn aber dann vom Zweckverband bezahlen lassen. Das wird aber vom SPNV abgelehnt.Liebe Leser, wie denken Sie darüber: Wie viel Bahn braucht die Region? Was sagen Sie zu der Drohung, bald werde der ICE nicht mehr Trier anfahren? Braucht Trier einen ICE? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in einer eine knappen Mail an: echo@volksfreund.deUmfrage: volksfreund.de/umfragenWer von Trier aus ins ostfriesische Norddeich fahren will, ist gut dran. Drei Mal am Tag, von sieben Uhr morgens an alle zwei Stunden, fährt ein IC von Luxemburg über Trier, Koblenz und das Ruhrgebiet nach Norddeutschland. Zwei Mal am Tag kann man von Luxemburg über Trier im IC nach Koblenz fahren. Zusätzlich fährt montags bis samstags noch ein ICE direkt nach Berlin. Bis 2004 gab es noch einen IC von Luxemburg über Trier nach Frankfurt. Er wurde gestrichen, weil er angeblich unrentabel war. wie

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