Mehr Wachstum, weniger Arbeitslose

Trotz zunehmender globaler Unsicherheiten bleibt die deutsche Wirtschaft weiter in der Erfolgsspur. Zu dieser Einschätzung kommen die führenden Wirtschaftsinstitute in ihrem neuesten Frühjahrsgutachten, das gestern in Berlin vorgestellt wurde.

Berlin. Die wichtigsten Eckdaten des Gutachtens:

Konjunktur: Nach Einschätzung der Experten wird die Wirtschaft in diesem Jahr um 2,8 Prozent zulegen. Das ist deutlich optimistischer als noch bei der Herbstprognose, die von zwei Prozent plus ausging. 2012 soll sich das Wachstum dann auf zwei Prozent abschwächen. Der Bundesregierung dienen diese Zahlen als Grundlage für ihre eigene Vorhersage, auf der wiederum die Haushaltsaufstellung beruht. Bislang hat sie das Wachstum für 2011 auf 2,3 Prozent taxiert.

Arbeitsmarkt: Die Zahl der Erwerbstätigen ist in den vergangenen vier Jahren fast kontinuierlich gestiegen. Für 2011 erwarten die Forscher ein Rekordniveau von 40,9 Millionen Beschäftigten (2007: 39,7). 2012 ist noch einmal mit etwa 300 000 Erwerbstätigen mehr zu rechnen. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt jahresdurchschnittlich unter die Drei-Millionen-Marke (2011: 2,9 Millionen, 2012: 2,7 Millionen). Dass der Rückgang der Arbeitslosigkeit deutlich hinter dem Anstieg der Beschäftigtenzahl hinterherhinkt, hat offenbar damit zu tun, dass viele Personen aus der "stillen Reserve" (also nicht registrierte Arbeitslose) wieder eine Beschäftigung finden.

Privater Konsum: Der Aufschwung lässt auch die Kasse bei den Verbrauchern klingeln. Der Konsum wird weiter anziehen. Möglich wird das durch Tarifabschlüsse von teilweise über drei Prozent plus. Schon 2010 erhöhte sich die private Nachfrage um 1,4 Prozent - so stark wie seit vier Jahren nicht mehr.

Inflation: Wenn die Nachfrage steigt, steigt auch das Preisniveau. Insgesamt werden die Preise in diesem Jahr um 2,4 Prozent zulegen. Für 2012 erwarten die Forscher eine etwas abgeschwächte Teuerungsrate von zwei Prozent. Verantwortlich dafür sind in erster Linie die Kosten für Strom und Benzin.

Ostdeutschland: Durch ihre vergleichsweise geringe Exportorientierung waren die neuen Länder 2009 vom internationalen Wirtschaftseinbruch weniger stark betroffen als die alten. Entsprechend fällt dort nun in der Erholungsphase das für 2011 erwartete Wachstum mit zwei Prozent (West: 2,8) etwas schwächer aus. Die Situation am Arbeitsmarkt bleibt in Deutschland ebenfalls gespalten, obgleich der Beschäftigungsaufbau im Osten Fortschritte macht. Für 2011 ist dort eine Arbeitslosenquote von 11,1 Prozent zu erwarten. Im Westen sind es weniger als sieben Prozent.

Risiken: Prognosen sind bekanntlich immer mit Risiken behaftet. Die Wirtschaftsinstitute verweisen in einem eigenen Kapitel auf die Verunsicherung der Rohstoffmärkte durch bewaffnete Konflikte in Öl-Ländern wie Libyen. Derzeit kostet das Fass Rohöl deutlich über 120 Dollar. In der Frühjahrsprognose sind Kosten zwischen 113 und 115 Dollar unterstellt.

Auch die Folgen der enormen Verschuldung einiger Euro-Länder könnten die deutsche Konjunktur dämpfen.

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