Mehr Zusammenarbeit, mehr Fachpersonal und mehr Organe

Eine neue EU-Richtlinie will Organtransplantationen sicherer machen. Dafür sollen europaweit die gleichen Standards gelten. Das EU-Parlament diskutierte diese Woche darüber.

Straßburg. (wie) Margit Müller (Name geändert) braucht ein neues Herz. Die 53-Jährige hatte einen Infarkt. Sie hat ihn überlebt. Aber ihr Herz bleibt krank. Ohne eine Transplantation wird sie womöglich nicht überleben. Rund 780 Patienten warten derzeit in Deutschland auf ein neues Herz. Gerade mal 380 Spenderherzen stehen aber nur zur Verfügung. Nach Angaben der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für Gesundheitsförderung werden bundesweit täglich durchschnittlich zwölf Organe übertragen. Aber es sterben gleichzeitig auch täglich drei Menschen, weil ihnen nicht rechtzeitig ein neues Organ transplantiert werden konnte. 2008 wurden in Rheinland-Pfalz 120 Transplantationen von Herz, Nieren oder Leber durchgeführt, sechs weniger als im Jahr zuvor.

Die Chance, in Deutschland ein Spenderorgan zu erhalten, sind im europaweiten Vergleich eher gering. So kommen etwa in Spanien auf eine Million Einwohner 34 Spender, in Deutschland sind es gerade mal knapp 15.

Das soll sich nun ändern. Das EU-Parlament hat gestern in Straßburg eine neue Transplantationsrichtlinie verabschiedet. Damit sollen europaweit einheitliche Standards für Organspenden eingeführt werden. Ziel sei es, sagt die aus Osann-Monzel (Bernkastel-Wittlich) stammende CDU-Europaabgeordnete Christa Klaß, die Zusammenarbeit zwischen den EU-Staaten zu stärken, um künftig "mehr Organe für mehr Patienten zu haben und um Engpässe zu vermeiden".

Und: "Einheitlich geltende Qualitäts- und Sicherheitsstandards stellen sicher, dass bei Organtransplantationen nicht unbeabsichtigt Viren wie HIV, Hepatitis oder Krebszellen übertragen werden." Viele Spenderorgane gingen derzeit verloren, obwohl Patienten vor ihrem Tod einer Transplantation zugestimmt hätten, sagt der rheinland-pfälzische EU-Abgeordnete Norbert Neuser (SPD) aus Boppard. Vor allem in kleineren Kliniken haben die Ärzte zu wenig Zeit, sich um Organentnahmen zu kümmern. Daher soll es künftig sogenannte Transplantationskoordinatoren in Krankenhäusern geben, die bei der Vorbereitung von Organverpflanzungen helfen. Fachärzte und eigens geschultes Klinikpersonal sollen in ganz Europa Organtransplantationen erleichtern.

In Rheinland-Pfalz nimmt jedes zweite Krankenhaus mit einer Intensivstation an der gesetzlich vorgeschriebenen Meldepflicht für Organspender teil, heißt es in einer Antwort des Mainzer Gesundheitsministeriums auf eine Landtagsanfrage der CDU. Prinzipiell könne in jedem Krankenhaus mit einem Operationssaal eine Organentnahme stattfinden.

Neben einer besseren Zusammenarbeit der EU-Staaten bei der Organspende müsste es einen einheitlichen Organspendeausweis in Europa geben, fordert der aus dem pfälzischen Dudenhofen stammende FDP-Europaabgeordnete Joachim Creutzmann. Knapp 17 Prozent der Rheinland-Pfälzer haben einen Organspenderausweis. Mit Kampagnen versucht vor allem die LZG die Bereitschaft, Organspender zu werden, zu unterstützen. Mit mäßigem Erfolg. Bundesweit ging die Zahl der Organspender 2008 um fast neun Prozent zurück. "Deutschland gehört bisher leider zu den Schlusslichtern bei der Organspende", sagt Werner Langen, CDU-Europaparlamentarier aus Oberfell (Cochem-Zell). Er ist überzeugt davon, dass durch die neue Richtlinie die Zahl steigen wird. "Das Prinzip der freiwilligen und unentgeltlichen Organspende wird festgeschrieben."

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