Meister "Raffzahn"

Die Mannesmann-Affäre wird die deutschen Gerichte noch lange beschäftigten. Und eigentlich ist die Schadensersatzklage des einstigen deutschen Vorzeigemanager und Mannesmann-Chefs Klaus Esser in diesem Rechtsstreit nur eine kleine Randgeschichte.

Doch keine Frage, das Urteil des Düsseldorfer Landgerichts bringt viele Kleinaktionäre und Normalbürger auf die Palme. 10 000 Euro soll Klaus Esser als Schmerzensgeld erhalten - unter anderem dafür, dass Journalisten vor ihm davon erfahren haben, dass gegen den einstigen Top-Manager ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde. Schmerzensgeld? Hat nicht eben dieser Esser schon rund 30 Millionen Euro Abfindung erhalten, als er nach der Fusion mit Vodafone seinen Chefsessel bei Mannesmann räumte? Die (angeblich) feindliche Übernahme von damals wirft auch heute noch bei Kritikern zu viele ungeklärte Fragen auf. Warum beispielsweise hat Esser nicht vor der Fusion einen unterschriftsreifen Kooperationsvertrag mit dem französischen Medien-Giganten Vivendi Universal unterschrieben? Damit wäre eine Übernahme durch Vodafone praktisch unmöglich geworden, Vivendi und Mannesmann hätten aber nach Expertenmeinung ihre Position gefestigt. Die Übernahme deseinstigen deutschen Vorzeige-Konzerns Mannesmann wird für alle Zeiten ein schwarzes Kapitel in der Wirtschaftsgeschichte bleiben. Vor Justitia mögen Klaus Esser und die ebenfalls im Blickpunkt stehenden früheren Mannesmann-Aufsichtsräte Josef Ackermann (Chef der Deutschen Bank) und Klaus Zwickel (IG Metall-Chef) Recht bekommen. Das Urteil des einfachen Mannes auf der Straße ist lange gefallen. Da klingt es wie Hohn, wenn Esser nun ankündigt, die 10 000 Euro Kindern in Not zu stiften. Würde er 29 Millionen Euro seiner satten 30 Millionen Euro verschenken, könnte er sich vielleicht einen Teil Glaubwürdigkeit zurückkaufen. So bleibt er für viele nur eins: Meister "Raffzahn". h.waschbuesch@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort