Menschlich daneben

Es wäre jetzt einfach, auf die Krankenkassen einzuprügeln. Sie sind schuld daran, dass immer mehr Patienten direkt vom OP-Tisch ins Wohnzimmer (oder ins Wohnmobil) entlassen werden. Natürlich haben die Kassen ein Interesse daran, die Liegezeiten in den Kliniken immer kürzer zu machen und möglichst viele Operation ambulant zu machen.

Das spart Geld und ist auch im Sinne der Patienten. Wer liegt schon gerne länger im Krankenhaus, als unbedingt notwendig? Doch die Krankenkassen sind in diesem Fall nur Erfüllungsgehilfen. Denn ein zentraler Punkt der Gesundheitsreform lautet: ambulant vor stationär. Ein umfangreicher Katalog gibt Ärzten und Krankenkassen vor, welche Operationen ohne Klinik-Einweisung zu machen sind. Daran haben sich die Ärzte zu halten. Mehr bezahlen die Kassen nicht. Die ambulanten Operationen sind politisch gewollt. Doch darin liegt die Gefahr. Es wird nur noch auf den Fall geschaut, nicht mehr auf den Patienten. Krampfader-OP? Ambulant, mehr ist nicht drin. Komplikationen? Dafür ist der Notarzt zuständig. Und da wären wir wieder beim Fall Bartz. Rein rechtlich hat sich die AOK richtig verhalten. Menschlich und vielleicht auch medizinisch mit Sicherheit nicht. Stur hat man sich an Gesetz und Ordnung gehalten, ja kein Jota davon abweichen. Was der Arzt sagt, interessiert uns nicht. Die Kassen sollten nicht vergessen, dass sie im Wettbewerb stehen. Die Versicherten sind Kunden, die man auch als solche behandeln sollte. Kostensparen hin oder her. b.wientjes@volksfreund.de

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