Messerstiche in der Nacht, Festnahme am Nachmittag

Während einer Geburtstagsfeier in Hallschlag (Landkreis Vulkaneifel) hat ein 21-Jähriger mehrfach mit einem Messer auf einen 55-Jährigen eingestochen. Das Opfer schwebt in Lebensgefahr, der Täter ist verhaftet. Auch die Frau des 55-Jährigen liegt im Krankenhaus; sie hat einen Schwächeanfall erlitten.

 Tatort Hallschlag: Polizeibeamte vor dem Haus, in dem der mutmaßiche Täter aufgegriffen worden ist.

Tatort Hallschlag: Polizeibeamte vor dem Haus, in dem der mutmaßiche Täter aufgegriffen worden ist.

Foto: Fritz-Peter Linden

Hallschlag. Sonntagmorgen im Eifelort Hallschlag im Oberen Kylltal: Irgendetwas muss in der Nacht geschehen sein, allerdings weiß zunächst niemand, worum es geht.

Im Verkehrsfunk jedoch warnt die Polizei alle Autofahrer davor, in der Nähe von Hallschlag und Stadtkyll Anhalter mitzunehmen.

Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Breuer fragt sich ebenfalls, was da passiert sein soll: Er hat gegen ein Uhr morgens einen Streifenwagen gesehen. "Die kamen hier die Straße runter, da hab ich mich gefragt, was die hier wollen."

Anruf bei der Inspektion Prüm: Die Beamten verweisen auf die Kollegen von der Kriminalpolizei in Trier. In der Leitstelle dort teilt Hauptkommissar Günther Harth mit, dass es in der Nacht zum Sonntag zu einer Messerstecherei gekommen sei: Gegen 0.40 Uhr habe sich eine Frau aus der Hallschlager Sonnenstraße gemeldet und um Hilfe gebeten - ihr Mann liege schwer verletzt am Boden, niedergestochen vom 21-jährigen Freund der Tochter.

Nach Angaben der Polizei waren die beiden Männer während der Geburtstagsfeier für den 55-Jährigen in einen Streit geraten. Im Laufe des Krachs habe der 21-Jährige dann mit einem Messer seinem Kontrahenten mehrfach in den Hals und Oberkörper gestochen. Danach sei er aus dem Haus gestürmt.

Die 57-jährige Frau des Schwerverletzten erleidet kurz darauf einen Schwächeanfall, sie wird vom DRK ins Gerolsteiner Krankenhaus gebracht, ihr Mann kommt in eine Trierer Klinik.

Sonntag gegen 14 Uhr: Während die Fahndung nach dem 21-Jährigen im Oberen Kylltal weiterläuft, trifft der Trierer Staatsanwalt Jörn Patzak mit zwei Kriminalbeamten am Tatort ein - und kann bereits eine Viertelstunde später eine Verhaftung bekanntgeben: "Wir haben den mutmaßlichen Täter festgenommen. Wir wollten die Wohnung durchsuchen - und er war hier."

Der junge Mann sei wohl nach seiner nächtlichen Flucht am Morgen wieder in das Haus zurückgekehrt. Bei der Verhaftung habe er sich kooperativ verhalten: "Er hat keine Schwierigkeiten gemacht", sagt Patzak.

Um 14.30 Uhr trifft Verstärkung ein: Zwei Streifenwagen aus Prüm fahren in der Sonnenstraße vor. Die vier Beamten machen sich auf die Suche nach der Tatwaffe - und finden sie nach wenigen Minuten auf einem Nachbargrundstück keine 30 Meter entfernt: ein Taschenmesser mit stark verbogener Klinge.

Kurz darauf wird der 21-Jährige in Handschellen aus dem Haus geführt.

Über den Zustand seines Opfers gibt es vorerst keine neuen Informationen. Der 55-Jährige schwebt offenbar weiter in Lebensgefahr. "Momentan gehen wir von versuchtem Totschlag aus", sagt der Staatsanwalt.

Das Verhältnis zwischen den Zugezogenen und ihren Nachbarn war offenbar nicht das beste: Die Familie wohne seit etwa zwei Jahren in dem ehemaligen Bauernhaus in der Sonnenstraße, sagt Ortsbürgermeister Breuer. Auch der 21-Jährige sei dort gemeldet. Kontakt zu anderen Dorfbewohnern bestehe kaum. Allerdings, sagt Breuer, hätten sich einige Anlieger bereits mehrfach über die Familie beschwert.

Ein Nachbar bestätigt dies im Gespräch mit dem TV: "Der hat mich auch schon bedroht", sagt er über den 21-Jährigen. Er habe diesen einmal angesprochen, weil er sich durch die extrem laute Musik aus dem Nachbarhaus gestört fühlte. Darauf habe er zur Antwort bekommen: "Lass mich in Ruhe, sonst mach ich dich platt!" Jetzt wünscht sich der Nachbar nur noch, dass der Ärger endlich aufhört: "Gut, dass da jetzt Ruhe ist. Hoffentlich bleibt das so." extra Spekulationen: In den vergangenen Wochen ist es im Oberen Kylltal mehrfach zu Straftaten gekommen. Zunächst war deshalb auch spekuliert worden, die Messerstecherei in Hallschlag sei das Ergebnis eines Einbruchs gewesen. Dies stellte sich jedoch schnell als falsch heraus. Dennoch sind viele beunruhigt: Im gleichen Ort wurden kürzlich zwei Betriebe von Einbrechern heimgesucht. In einem Autohaus am Ortseingang verlief der Einbruch erfolglos, bei einer Nachbarfirma nahmen Unbekannte die Kasse mit. In Stadtkyll versuchten in der vergangenen Woche Unbekannte, in den Kassenraum einer Tankstelle einzudringen, und demolierten die Eingangstür. Sie wurden jedoch von den Besitzern aufgeschreckt und entkamen unerkannt. (fpl)

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