Milchpreise:Bauern bangen um Existenzen

BITBURG-PRÜM/DAUN. (mr) Die rheinland-pfälzischen Milchbauern stehen vor einer ungewissen Zukunft. Vor dem Hintergrund der EU-Agrarreform und dem Beitritt der zehn neuen Ost-Länder zur Europäischen Union sehen sie die Milchpreise im freien Fall.

Die Milchbauern in Deutschland sind in Alarmbereitschaft. Sie sehen sich als die großen Verlierer der EU-Agrarreform, auf die sich die Minister im Juni vergangenen Jahres geeinigt haben. Danach sollen die Mindestpreise für Trockenmilchpulver und Butter um 15 beziehungsweise 25 Prozent fallen. Dass sich deshalb besonders für die stark ausgeprägte Milchwirtschaft in Rheinland-Pfalz neue Problemfelder ergeben, weiß auch Michael Horper, Vorsitzender des Bauernverbands Bitburg-Prüm: "Die Preise gehen runter. Das halten wir nicht lange aus", stöhnt der Funktionär. Nach seiner Einschätzung werden weder die Milch-Union Hocheifel (Muh) noch die Hochwaldgruppe ihr bislang hohes Preisniveau halten können. Ein Grund dafür sei neben dem ungünstigen Reformprozess die rigide Geschäftspolitik des Handels. Dort werde die Situation "gnadenlos ausgenutzt", schimpft der Bauernchef und befürchtet, dass die großen Handelsketten damit auf Dauer die eigene Rohstoffzufuhr ruinieren. "Der Proteststurm der Bauern ist schon in Sicht", kündigt Horper an. Auch für Rainer Sievers, Chef der Pronsfelder Milch-Union, steht fest: "Die Preise werden tendenziell zurückgehen". Deshalb müsse alles getan werden, die Situation erträglich zu gestalten. Seine Prognose: "Es wird zwischen den neuen Betrittsländern und den alten EU-Ländern eine Anpassung der Milchpreise geben auf einem für uns vermutlich niedrigerem Niveau." Die Erzeugerpreise für Milch seien im Jahr 2002 bereits um rund zehn Prozent gesunken. Dieser Preisverfall werde unter anderem durch die Macht der Discounter verursacht, konstatiert Philipp Prein, Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Berlin. Nur vordergründig profitiere der Verbraucher von billigen Ladenpreisen. Die durch den Preiskampf entstehenden "gesellschaftlichen Kosten" durch sinkende Qualität und den Verfall der Kulturlandschaft müssten dringend berücksichtigt werden, fordert Prein. Damit liegt der BUND-Mann auf einer Linie mit dem Chef des Bauernverbands Rheinland-Nassau, Leo Blum. Während Prein in der EU-Erweiterung aufgrund mangelnder Qualitätsstandards in den Klein-Betrieben Osteuropas große Export-Chancen für deutsche Erzeuger sieht, ist auch Blum empört über die Preispolitik der Discounter. "Die drücken die Preise, ohne dass es dafür eine Notwendigkeit gibt." Durch gezielte Protestaktionen versuche der Verband deshalb schon bald, sich in dieser Frage Gehör zu verschaffen. Blum: "Wir Bauern können uns nicht bis aufs Blut ausquetschen lassen."

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