Millimeterarbeit in Höchstgeschwindigkeit

Drei Wochen vor dem Startschuss braucht man bei einem Rundgang durch die drei "Konstantin-Museen" schon eine Mischung aus Gottvertrauen und Fantasie, wenn man sich vorstellen soll, dass hier am 1. Juni die ersten offiziellen Besucher flanieren.

 Vorbereitung der Konstantin-Ausstellung: Detlef Bach und Nicole Kasparekt begutachten das frisch aus Silistra/Bulgarien in Trier eingetroffene spätantike Prunkschwert. TV-Foto: Roland Morgen

Vorbereitung der Konstantin-Ausstellung: Detlef Bach und Nicole Kasparekt begutachten das frisch aus Silistra/Bulgarien in Trier eingetroffene spätantike Prunkschwert. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Es geht zu wie im 5-Sterne-Hotel. Vor dem aufgeputzten Haupteingang rollen im Minutentakt internationale Gäste an, werden von ihren Chauffeuren ins Haus gebracht, wo schon das Personal fürs Einchecken bereit steht, gefolgt von dienstbaren Geistern, die die soeben Eingetroffenen auf die für sie ausgewählten Zimmer bringen und bis in die sorgfältig bereitete Lagerstatt geleiten.Allerdings ist das Hotel kein Hotel, sondern das Landesmuseum. Und die Gäste sind keine Menschen, sondern antike Schätzchen aller Art, die von ihren Besitzern nur höchst ungern ausgeliehen werden - und die deshalb gehütet werden müssen wie rohe Eier.Sie kommen aus London, New York, Moskau, Paris oder Istanbul. Manchmal müssen sie auch geholt werden, wie die Handschrift mit konstaninischen Schenkungspapieren, die in den Geheimarchiven des Vatikans lagert. Nächste Woche wird Ralf Krüßinger gen Rom aufbrechen - und auf dem Rückweg wird er sicher ganz, ganz vorsichtig sein.Krüßinger ist ansonsten eher ein "Schreibtisch-Täter". Gemeinsam mit einer Kollegin hat er den gesamten "Leihverkehr" organisiert - für alle drei beteiligten Museen. "Wir hätten das anders gar nicht geschafft", sagt Winfried Weber, Leiter des Dom- und Diözesanmuseums. Auch er ist derzeit Chef einer Großbaustelle, es wird mächtig angebaut. "Aber wir reden nicht von Panik", sagt er - und lacht. In seinem Haus wird man sich mit dem christlichen Erbe Konstantins beschäftigen, und viele Schautafeln sollen helfen, die Bedeutung des Kaisers für seine Zeit und das Christentum zu erläutern. "Man kann heute nicht mehr davon ausgehen, dass jeder den Katechismus kennt", lautet Webers Devise.Im Landesmuseum setzt man eher auf eine plakativere, farbenfrohe Raum-Architektur. Museums-Erlebnis im Erlebnis-Museum - jeder Raum eine eigene Inszenierung. Ein junger Mann, der so aussieht, als käme er frisch von der Hochschule, diskutiert im ersten Stock gerade über das Licht-Design. Man käme auf den ersten Blick nicht darauf, dass Moritz Schneider ein international profilierter Ausstellungs-Architekt ist, dessen Berliner Büro das peppige, modern anmutende Outfit für Konstantin entwickelt hat.Das wirkt imposant, auch ohne Exponate. Aber auf die kommt es natürlich an. Acht Restauratoren sorgen dafür, dass sie angemessen auf ihren endgültigen Platz gebracht werden - egal, ob mit dem Hebekran oder der Pinzette. "Das Problem ist nur die Reihenfolge", sagt Koordinatorin Mechtild Neyses-Eiden. So lange die dicke Statue in der Ecke nicht am Platz ist, müssen auch Gläser und Schmuckstücke warten. In den nächsten 20 Tagen wird es Millimeterarbeit geben, aber in Höchstgeschwindigkeit. Auch im Stadtmuseum Simeonstift. Für Konstantin ist dort im Moment wenig Zeit, weil man das, was eine Mitarbeiterin den "ganz normalen Wahnsinn" nennt, verdoppelt hat. An diesem Wochenende wird im turbo-schicken Umbau das eigentliche Stadtmuseum eröffnet - schon das bedeutet hinreichend Stress für das kleine Team. Aber dann geht es bruchlos weiter mit dem großen Kaiser. Das heißt: reichlich Nachtschichten für Leiterin Elisabeth Dühr und ihr Team. "Heute nacht bin ich mal wieder schweißgebadet aufgewacht", erzählt Vizechefin Bärbel Schulte. Eine Sorge ist sie freilich los: Aus Köln sind die berühmten Statuen von Konstantin und Karl dem Großen eingetroffen, die sonst den Dom zieren. Und sie haben tatsächlich ins Haus gepasst, dank der neuen, riesigen "Einbringtore".Alles neu, alles besser: Das gilt für alle drei Museen. So gesehen hat sich Konstantin schon lange vor seinem Wieder-Einzug in Trier absolut gelohnt. Extra Der Kaiser im TV: Der Trierische Volksfreund bietet als Medienpartner der Konstantin-Ausstellung eine Reihe von Ex-tras: So erscheint der "Amicus Treverensis" als Sonder-Ausgabe einer Tageszeitung aus der Konstantin-Zeit. Im "Rendezvous" veröffentlichen wir den ultimativen, lebensgroßen Konstantin-Starschnitt. Es gibt Konstantin-Rätsel sowie spezielle TV-Lesertage und -nächte in den Museen.

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