Ministerin der sanften Töne

Trier · Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke schließt keinen Koalitionspartner nach der Landtagswahl 2016 aus, präferiert aber klar die SPD. Zur CDU gebe es starke inhaltliche Differenzen, sagte die Grüne gestern im TV-Redaktionsgespräch.

 Ruhig und sachlich, bisweilen energisch: Die stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) stellt sich beim Besuch des Trierischen Volksfreunds den zahlreichen Fragen der Redakteure.TV-Foto: Friedemann Vetter

Ruhig und sachlich, bisweilen energisch: Die stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) stellt sich beim Besuch des Trierischen Volksfreunds den zahlreichen Fragen der Redakteure.TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Regieren will gelernt sein. Und Eveline Lemke, seit fünf Jahren stellvertretende Ministerpräsidentin, hat offensichtlich gelernt. Damals, im Mai 2011, als sie mit den Grünen aus der außerparlamentarischen Opposition direkt auf die Regierungsbank sprang, wirkte vieles noch unbeholfen, manchmal ein bisschen naiv. Mittlerweile ist die 51-Jährige stark in ihrem Amt gereift.
Das wird besonders deutlich, als Eveline Lemke danach gefragt wird, ob ihr angesichts früherer starker Kritik - vor allem von den Kammern - ihre Arbeit als Wirtschaftsministerin noch Spaß macht. "Klar!", betont sie. Und fährt fort: "Reibung erzeugt Wärme. Wärme erzeugt Energie. Wunderbar, da entsteht was!"
Fragen nach den aktuellen Querelen in ihrer Partei, die durch die bevorstehende Listenaufstellung der Kandidaten für die Landtagswahl entstanden sind, pariert sie gelassen. Gab es ein "Tribunal" in der Fraktion, um Andreas Hartenfels als Gegenkandidat von Fraktionschef Daniel Köbler zu verhindern? "Eine transparente Listenaufstellung und offene Debattenkultur gehören zu Grün. Ich habe die Partei zusammen mit Köbler erfolgreich in den Landtagswahlkampf geführt und wir haben auch in der Regierungszeit gut zusammen gearbeitet", sagt Lemke. Sie könne sich "gut vorstellen, mit ihm weiterzuarbeiten". Dann fügt die Ministerin an: "Nach meinem Geschmack hätte etwas mehr Fingerspitzengefühl nicht geschadet, dann wären Irritationen vermieden worden."
Die gebürtige Hamburgerin erzählt, anfangs sei der damalige Regierungschef Kurt Beck "eine großartige menschliche Erfahrung" für sie gewesen. Mit seiner Nachfolgerin Malu Dreyer "arbeite ich absolut vertrauensvoll zusammen". Lemke will die "erfolgreiche Koalition mit der SPD fortsetzen". Dreyers herzliche Art komme ihrem Stil entgegen, den sie als "sehr sanft und sehr beharrlich" beschreibt.
Und die Avancen der CDU-Opposition? "Vielleicht mag es die geben, aber sie müssen ja mit Inhalten zusammenpassen", sagt Lemke. CDU-Chefin Julia Klöckner wolle die Energiewende beenden und die Energieagentur schließen. Bei der Flüchtlingspolitik sei sie völlig anderer Meinung. "Das alles geht gar nicht", meint Lemke. Sie lässt durchblicken, dass ihr Klöckners mit unter schrille Töne nicht behagen: "Ich kann mir nicht vorstellen, mit so einem Bohei zu regieren." Aber die Grüne sagt auch: "Wir gucken erst mal, was bei der Wahl rauskommt."
Dass die Menschen eine Willkommenskultur für Flüchtlinge wollen, davon ist Eveline Lemke überzeugt. Jeder habe einen Anspruch auf Prüfung seines Asylantrags, egal woher er komme, unterstreicht sie. Die große Zahl von 20 000 Flüchtlingen, die in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz erwartet werden, unterzubringen, sei eine Herausforderung. Lemke verweist auf die vielen Gastarbeiter, die in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland integriert worden seien. Das müsse mit den Flüchtlingen ebenso gelingen, wobei das ein mehrjähriger Entwicklungsprozess sei. Die Willkommenscenter der Industrie- und Handelskammern seien hier vorbildlich. Lemke betont: "Auf dem Rücken der Flüchtlinge machen wir keinen Wahlkampf."

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