Mit dem TV über den Tellerrand blicken

Am 1. September startet das neue Azubi-Projekt "Zeitung lesen macht schlau" des Trierischen Volksfreunds. Kooperationspartner sind die Industrie- und Handelskammer Trier sowie die Handwerkskammer Trier. Im TV-Interview äußern sich Experten der Wirtschaftskammern zu "Zeitung lesen macht schlau".

Trier. (BP) "Wissen ist Macht", sagt Alexandra Lossjew, Ausbildungsbeauftragte der IHK Trier, "mit dem TV-Projekt lernen die Handwerkslehrlinge, über den Tellerrand zu blicken", ergänzt HWK-Geschäftsführer Günter Behr. Im Interview mit TV-Redakteur Björn Pazen analysieren die Kammer-Vertreter die Vorzüge von "Zeitung lesen macht schlau" für Betriebe und Auszubildende.

Wie bewertet Ihre Wirtschaftskammer das TV-Azubi-Projekt?

Lossjew: Für die IHK Trier ist die Frage: "Was wird gelesen?" entscheidend. Durch das tägliche Zeitungslesen wird Interesse an politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen, aber auch internationalen Themen geweckt. Und eine solide Allgemeinbildung ist nach wie vor ein erheblicher Erfolgsfaktor - insbesondere im Berufsleben. Deshalb ist die IHK Trier auch Kooperationspartner des Projekts.

Behr: Mit dem Azubi-Projekt des Trierischen Volksfreundes lernen die Handwerkslehrlinge, über den Tellerrand hinaus zu blicken. Dies fördert ganz entscheidend Motivation und Engagement, insbesondere aber die Fähigkeit und Bereitschaft, eigenverantwortlich zu handeln.

Welche Chancen sehen Sie in "Zeitung lesen macht schlau" für die Auszubildenden?

Lossjew: Auffallend in den Vorläuferprojekten war, dass sich insbesondere Auszubildende mit Hauptschul- oder Realschulabschluss in puncto Allgemeinwissen sehr verbessert haben. Nach Ablauf des Projektjahres lagen sie fast gleichauf mit den Abiturienten. Damit haben sie sich im Wettbewerb der Wirtschaft um die "schlauen Köpfe" mit Sicherheit Pluspunkte verschafft. Und wenn der Funke einmal übergesprungen ist, stellen junge Menschen fest, dass sie einen ganz natürlichen Wissensdurst besitzen. Und Wissen ist Macht - zumindest öffnet es viele Türen.

Behr: Im Vordergrund jeder Berufsausbildung steht natürlich - sowohl aus der Sicht der Betriebe als auch der Lehrlinge - die fachliche Qualifikation in Theorie und Praxis. Gerade für das sehr kundennahe Handwerk wird es aber immer wichtiger, dass die Nachwuchskräfte auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden. Für die Lehrlinge selbst kann die Teilnahme ein zusätzlicher Ansporn sein, sich schon während der Lehrzeit als künftiger Leistungsträger zu profilieren.

Wie wichtig sind für Sie die Leistungen der Auszubildenden in der Berufsschule für den späteren beruflichen Werdegang?

Lossjew: Ohne Praxis ist alle Theorie grau, aber ohne Theorie ist alle Praxis nur Zufall. Oder: Gerade durch die Verknüpfung zwischen Theorie, die in den Berufsbildenden Schulen vermittelt wird, und der praktischen Ausbildung in den Betrieben wird ein solider Grundstein gelegt, um den uns sogar das Ausland beneidet. Wer zudem nach seiner Ausbildung weiter auf der Karriereleiter aufsteigen will, muss neben aller Praxis und praktischer Erfahrung in der Lage sein, sich systematisch und kontinuierlich neues Fach-, Spezial- und theoretisches Hintergrundwissen zu erschließen. Hier haben die Berufsbildenden Schulen eine große Verantwortung.

Ein spezieller Preis für alle Handwerkslehrlinge



Welche Vorteile haben die Betriebe von dem TV-Projekt?

Lossjew: Die Betriebe profitieren von qualifizierteren Mitarbeitern, denn Wissen ist nicht nur Macht, sondern auch Qualität, Engagement, Motivation, Weitblick und Innovation - und genau dies sind die Mitarbeiter, die kein Betrieb mehr gehen lässt.

Behr: Für Handwerksbetriebe ist die Teilnahme am TV-Azubi-Projekt eine Investition in die Sicherung eines qualifizierten Fachkräftenachwuchses. Die Handwerkskammer Trier hat bereits erste positive Reaktionen gerade von Betrieben erhalten, die ganz gezielt um qualifizierten Nachwuchs werben wollen. Die HWK wird deshalb als zusätzlichen Anreiz einen attraktiven Wettbewerb für die teilnehmenden Handwerkslehrlinge ausschreiben.

Bisher wurden bereits 57 Auszubildende von zwölf Betrieben für "Zeitung lesen macht schlau" angemeldet.

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