"Mit dieser Dynamik hat niemand gerechnet"

Trier · Sie könnten zufrieden sein nach zehn Jahren Aufbau: Die Villa Kunterbunt hat sich in jeder Hinsicht etabliert, wird von der Region getragen, ist vom Land als Institution anerkannt. Doch die Macher haben noch viel zu viel vor, um sich bilanzierend zurückzulehnen.

(DiL) Seit den Anfängen Ende der 1990er Jahre hat sich in der Villa Kunterbunt einiges getan.

Die ergänzende Betreuung von Kindern neben der akuten Behandlung ihrer Krankheit wird heute viel häufiger nachgefragt. Immer öfter brauchen Frühchen, die ihr Überleben dem Fortschritt der Medizin verdanken, auf dem Weg in ein normales Leben fachliche Unterstützung. Kinder als neurologische Patienten sind ebenfalls ein wachsendes Betätigungsfeld. Auch Psychosomatiker werden unter Kindern und Jugendlichen heute viel öfter diagnostiziert.

Der Villa Kunterbunt wird also die Arbeit nicht ausgehen, daran hat Professor Rauh ("Mit dieser Dynamik hat niemand gerechnet") keinen Zweifel.

Dass sie sich verändernden Bedürfnissen anpassen kann, hat die Einrichtung in der Vergangenheit bewiesen. "Wir haben eine Verbesserung der Betreuung von Anfang an erreicht", sagt Rauh, und verweist neben der medizinischen Hilfe auf die "frühzeitige Einleitung sozialer Stützungsmaßnahmen".

Für das "Case-Management", also die gezielte einzelfallbezogene Hilfe, hat man eigens eine Mitarbeiterin ausbilden lassen - eine weitere soll folgen. Das Nachsorge-Angebot in der Villa ist breit aufgestellt, die Heilpädagogik wird langfristig angelegt.

An Bedeutung gewonnen hat die Erlebnis-Pädagogik für die Kinder und Jugendlichen. "Wir haben anfangs gar nicht bedacht, wie wichtig Gruppenverhalten ist", sagt Dr. Block, der 2006 die Nachfolge von Thomas Biewen als Villa-Geschäftsführer angetreten hat. Ein vor sechs Jahren aufwändig angelegter Garten und ein regelmäßiges Freizeiten-Angebot erweitern die Möglichkeiten für "Villa-Abenteuer".

Dank Unterstützung der ADD ist sichergestellt, dass die Villa-Kinder für die Zeiträume der Krankenhaus-Aufenthalte nicht gänzlich auf Schulunterricht verzichten müssen.

Zwei Teilzeit-Lehrer machen's möglich.

Die enge Verzahnung zwischen der Kinderabteilung des Mutterhauses und der Villa Kunterbunt hat sich nach Ansicht aller Beteiligten bewährt. Sie soll aber, wenn machbar, durch das ergänzt werden, was Block "Geh-Struktur" nennt: Mitarbeiter, die die kleinen Patienten, wo nötig, auch zu Hause besuchen.

Aber das ist, wie so vieles, eine Kostenfrage. Mit der finanziellen Unterstützung der Spender ist Professor Rauh hochzufrieden, mit der Kostenübernahme durch Kassen und öffentliche Hand weniger.

"Die legen ihre Messlatte immer höher", bedauert der Mediziner und ahnt: "Der Kampf um die Refinanzierung wird für uns wohl weitergehen".

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