Mit harter Hand

Wer verstehen will, warum ein außerhalb der eigenen Grenzen so verhasster Politiker wie George W. Bush weiter mit rund 50 Prozent der Wählerstimmen liebäugeln darf, muss bedenken, dass die jahrzehntelange Dominanz zweier großer Parteien das Land in zwei unversöhnliche Lager gespalten hat.

Zwischen diesen Blöcken steht ein kleines Häuflein Wechselwähler, auf deren Sympathien die sündhaft teuren, an Realpolitik armen und an Show-Effekten reichen Parteienkonvente zielen. Den Tagungsort New York, dessen Bürger traditionell stark demokratisch wählen, haben die Bush-Strategen dabei bewusst ausgesucht. Ihr Kalkül lautet auch: Je mehr die Kerry-Sympathisanten dort aus der Rolle fallen und mit Randale auf sich aufmerksam machen, je mehr werden die Protestler und Störer auch Zweifel daran nähren, dass Kerry für Recht und Ordnung steht. Zugleich denkt Bush gar nicht daran, sich beim Kampf gegen den Terror oder der Frage der Zulässigkeit des Irak-Kriegs große Blöße zu geben. Dass er kürzlich "Fehleinschätzungen" über die Lage im Nachkriegsirak einräumte, dürfte bereits das Höchstmaß an Selbstkritik sein. Entschlossen und mit harter Hand gegen die Feinde Amerikas - dieses Selbstbildnis wird Bush auch in New York zeichnen. Man wird deshalb vergeblich auf das "mea culpa"eines Präsidenten warten, für den acht Wochen vor der Wahl noch nichts verloren ist. nachrichten.red@volksfreund.de

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