"Mit mir gibt's keinen Wahlkampf unter der Gürtellinie"

Gibt's in Rheinland-Pfalz einen Schmuddel-Wahlkampf? "Von meiner Seite aus nicht", sagte CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner bei ihrem gestrigen Besuch in der TV-Redaktionskonferenz. "Aber Fehlverhalten muss schon noch thematisiert werden dürfen."

Trier. Eine Spitzenpolitikerin im Wahlkampfstress - um diesen Job werden Julia Klöckner wohl nicht viele beneiden. In den verbleibenden gut fünf Wochen bis zur Landtagswahl ist die 38-jährige CDU-Herausforderin von SPD-Ministerpräsident Kurt Beck fast pausenlos im Einsatz. In einem Flächenland wie Rheinland-Pfalz kein Zuckerschlecken, wenn man aufs Auto angewiesen ist.

Julia Klöckner scheint den Wahlkampf noch zu genießen. Bei ihrem Besuch in der TV-Redaktionskonferenz macht die Bad Kreuznacherin jedenfalls einen ausgesprochen entspannten und gut gelaunten Eindruck. "Beim Volksfreund stimmt die Frauenquote", flachst sie denn auch zu Beginn des gut einstündigen Gesprächs nach einem Blick in die Runde. Aber dann ist die CDU-Landesvorsitzende auch schon rasch bei dem Thema, das ihr am meisten am Herzen liegt: dem aus ihrer Sicht bevorstehenden Regierungswechsel. "20 Jahre SPD an der Macht sind genug", sagt Klöckner, ein Wechsel sei nicht nur überfällig, sondern beende auch die Vettern- und Günstlingswirtschaft, die mit der SPD-Alleinherrschaft Einzug gehalten hätten.

Starker Tobak. Aber Julia Klöckner kann nicht nur kumpelhaft und nett sein, sondern auch austeilen. "Nur nicht unter die Gürtellinie schlagen", ist dabei ihre Devise. Aber dass SPD-Affären wie Nürburgring, Schlosshotel oder Minister Bamberger im Wahlkampf auch auf den Tisch gehören, steht für die CDU-Hoffnungsträgerin außer Frage. Und was würde die erste rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin anders machen als ihr Vorgänger?

Stichwort Bildungspolitik: Das letzte Kindergartenjahr soll verpflichtend sein, ebenso Sprachtests vor der Einschulung. Zudem werde es mit ihr keine Abschaffung der Schulnoten über die zweite Klasse hinaus geben, verspricht Klöckner.

Stichwort Kommunalreform: Die sei zwar notwendig, meint auch die CDU-Spitzenkandidatin. "Aber ohne Zwangsverheiratungen und mit einer stärkeren Beteiligung der Bürger." Und: "Auch das Land muss sich der Aufgabenkritik stellen."

Stichwort Finanzen: Klöckner will früher als die SPD auf die Schuldenbremse treten und beim Sparen nur einen Bereich ausnehmen: "Bei der Bildung wird nicht gekürzt."

Stichwort Region Trier: Die Verkehrsanbindung nach Luxemburg soll besser werden, grenzüberschreitende Initiativen will Julia Klöckner neu beleben. o-töne klöckner "Wir können das schneller als die SPD." (über eine von der CDU angeschobene neue Kommunal- und Verwaltungsreform) "So viel CDU wie möglich." (über das erhoffte Abschneiden ihrer Partei bei der Landtagswahl) "Zu viele Plakate gehen den Leuten auf den Senkel." (über die im Vergleich zur SPD kleinen und wenigen Wahlplakate der CDU) "Die SPD hat mich anfangs unterschätzt." (über ihren politischen Gegner im Kampf um das Ministerpräsidentenamt) "Die SPD hat die Schuhe unterwegs verloren. Deshalb kommt sie nicht an." (über die Kommunalreform der Landesregierung)

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