Mit Wählscheibe geht bald gar nichts mehr

Trier · Analog, digital, mir doch egal: Für Festnetzkunden der Deutschen Telekom gilt das nicht. Bis 2018 sollen die Telefonanschlüsse auf moderne Technik umgestellt werden - das betrifft Geräte und hat auch Folgen für die Stromkosten.

Trier. Eigentlich könnte ISDN in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum feiern. Vor 25 Jahren hat es die Deutsche Bundespost auf der Computermesse Cebit erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Damit wurde es möglich, mehrere Gesprächsleitungen an einem Anschluss zu betreiben. Sprache, Daten, Text und Bilder konnten zusammengefasst und über eine Anschlussleitung digital übertragen werden. Allerdings wird die bisherige Erfolgsgeschichte spätestens 2018 ein Ende finden.

Die Telekom will dann alle analogen und ISDN-Anschlüsse abschalten und auf IP-Telefonie umsteigen. Bei IP (Internet Protocol) handelt es sich um ein spezielles Übertragungsprotokoll. Hier sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Umstellung:

Kann ich an einem IP-basierten Anschluss meine vorhandenen Telefone weiter nutzen?

Nur alte Telefone mit Wählscheibe müssen generell ausgetauscht werden. Für die anderen Geräte gilt, dass sie zumindest kompatibel zu einem Netzwerkgerät, wie beispielsweise einem Router, sein sollten. Allerdings gibt es hier eine weitere Einschränkung: Nicht alle bisher eingesetzten schnurlosen Telefone funktionieren zusammen mit den neuen Routern. Bei einem Umstieg auf das IP-Netz sollten sich Kunden deshalb noch einmal genauer informieren.

Kann ich meine alte Telefonnummer behalten?

Ja, die Telefonnummer befindet sich, juristisch gesehen, in Ihrem Besitz. Sie können sie auch bei einem Anbieterwechsel mitnehmen.

Welche Vorteile bringt der Wechsel zur IP-Telefonie?

Durch den IP-Telefonanschluss erhält der Kunde die komplette ISDN-Funktionalität auch ohne ISDN-Anlage. Dies heißt beispielsweise für die Grundausstattung, dass drei verschiedene Rufnummern zur Verfügung gestellt und zwei Telefongespräche gleichzeitig geführt werden können.

Muss mein Computer ständig online sein, damit ich beim neuen Anschluss erreichbar bin?

Nein, nur ihr Router muss ständig in Betrieb sein. Einen Computer braucht der Kunde nicht.

Welche Nachteile bringt der neue Anschluss für Verbraucher?

Bei einem Stromausfall kann man nicht mehr telefonieren. Bisher reichte bei einfachen Geräten die Energieversorgung über das Telefonnetz aus. Bei einem IP-Anschluss sind die Verbraucher auf den Router angewiesen, der ständig laufen muss und permanent Strom benötigt. Das führt zu einem weiteren Nachteil: Viele Verbraucher nutzen zurzeit DSL-Router ohne Telefonfunktion. Diese konnten sie nachts zum Stromsparen ausschalten. Das wird künftig nicht mehr möglich sein. Auch im laufenden Betrieb müssen sich die Verbraucher auf höhere Stromkosten einstellen. Einer der Gründe ist, dass das Gerät zum Anschluss von Telefonen und Routern aus dem Telekom-Netz zum Kunden wandert. Dieser Adapter braucht Strom und den bezieht er dann künftig nicht mehr auf Kosten des Bonner Konzerns, sondern direkt aus der Steckdose des jeweiligen Haushalts.

Wie berechnen sich die Mehrkosten?

Ein Beispiel: Haben Verbraucher bisher nur analog telefoniert, dann benötigen sie bei einem Umstieg auf IP-Telefonie künftig einen Router. Ein durchschnittliches Gerät verbraucht etwa 18 Watt. Allein der Strom für den Router schlägt dann mit 3,30 Euro zu Buche. Auf das Jahr gerechnet, liegen die Mehrkosten bei 39,40 Euro. Um den vollen Umfang der IP-Telefonie zu nutzen, müssen weitere Geräte angeschafft werden, die zusätzlich Energie verbrauchen.

Gibt es noch weitere Einschränkungen für die neue Technik?

Laut einer US-Studie kann für IP-Telefonie nur eine Versorgungssicherheit von 97 Prozent und damit weniger als beim analogen Anschluss garantiert werden. Das bedeutet, in einem durchschnittlichen Jahr ist der Telefonanschluss an bis zu elf Tagen nicht erreichbar.

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