Moselfahrt aus Brückenkummer

In Ürzig hat Renate Künast erneut Stellung gegen den Hochmoselübergang bezogen. Die bündnisgrüne Fraktionschefin im Bundestag sah sich den Standort der Brücke vom Ausflugsschiff aus an.

 Unerwarteter Empfang: In Ürzig empfangen Befürworter und Gegner der Brücke Renate Knast (vorne rechts). TV-Foto: Klaus Kimmling

Unerwarteter Empfang: In Ürzig empfangen Befürworter und Gegner der Brücke Renate Knast (vorne rechts). TV-Foto: Klaus Kimmling

Ürzig. Protest kann auch seine angenehmen Seiten haben. Jedenfalls dann, wenn es um den geplanten Hochmoselübergang bei Zeltingen-Rachtig geht. Vor Monaten hatte Renate Künast, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, bereits an einer Protest-Weinprobe in Berlin teilgenommen. Nun hat sie eine Protestschifffahrt von Bernkastel-Kues nach Ürzig unternommen. Künasts Botschaft: Die Grünen werden alles dafür tun, dass der Bau der Brücke gestoppt wird.

Zu sehen gibt es für die Protestierer auf dem Oberdeck eines Ausflugsschiffs außer malerischer Mosellandschaft erst einmal nichts. Denn an der Strecke zwischen Wittlich und Longkamp wird zwar seit Jahren gebaut. Im Moseltal ist davon allenfalls an der Baustelle des Zubringers von Erden/Lösnich hoch auf die Hunsrückhöhe etwas zu sehen. So weit geht die Reise jedoch nicht. Da nutzt es auch nichts, dass die prominente Grüne durchs Fernglas späht.

Kurz hinter der Zeltinger Schleuse wird es spannend für Künast und die anderen Protestierer. Dort lässt sich der Verlauf der Brücke in den Weinbergen erahnen. Und gleich zwei Empfangskomitees erwarten die Moselfahrer aus Brückenkummer in Ürzig. Neben den Gegnern sind auch Befürworter der Hochmoselbrücke gekommen. Unter ihnen Alexander Licht, Landtagsabgeordneter und Mitglied des Vereins Pro Hahn. Er kündigt an, gemeinsam mit Mitstreitern bis Ende September 10 000 Unterschriften für die Brücke zu sammeln.

18 000 Unterschriften gegen die Brücke überreicht symbolisch in einem Weingut die Bürgerinitiative Pro Mosel an Künast. Eigentlicher Empfänger der Botschaft ist Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Den fordert Künast auf, kein Geld mehr für das Projekt bereitzustellen. 330 Protestballons - insgesamt kostet die B 50 neu 330 Millionen Euro - für Ramsauer sowie für Ministerpräsident Kurt Beck und seinen Verkehrsminister Hendrik Hering (SPD) gibt es noch dazu. Die Ballons sind mit dem Aufdruck und der Aufforderung "(Er)Sparen wir uns den Hochmoselübergang" versehen. Der Flugrichtung nach zu urteilen, sind die Ballons Richtung Berlin unterwegs. Ob die Botschaft dort ankommt, ist nicht bekannt.

Meinung

Entscheidender Knackpunkt

Die Grünen wollen nach der Landtagswahl 2011 in Rheinland-Pfalz mitregieren. Doch es gibt da einen Knackpunkt. Die Partei spricht sich klar gegen den Bau des Hochmoselübergangs aus. Die möglichen Koalitionspartner SPD, FDP und CDU sind hingegen nachdrücklich für den Bau der B 50 neu und damit für die Brücke. Und das politische Gewicht der ebenfalls gegen die Brücke opponierenden Linkspartei wird nicht ausreichen, um eine grün-dunkelrote Landesregierung zu bilden. Die Fronten in der Frage, ob die Brücke gebaut wird oder nicht, sind damit klar. Wie diese diametral entgegengesetzten Positionen von Gegnern und Befürwortern des Hochmoselübergangs auf einen Nenner gebracht werden sollen, weiß wohl niemand. Denn es gibt nur zwei Möglichkeiten, die beide mehr als unwahrscheinlich erscheinen. Sozial-, Christ- oder Freidemokraten würden ihr Gesicht verlieren, wenn sie einer Koalition mit den Grünen wegen das Prestigeprojekt doch noch beerdigen würden. Um den Preis der Macht könnten auch die Grünen in den Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl einknicken und den Bau dann doch nicht stoppen lassen. Ihre Glaubwürdigkeit hätten dann nicht nur lokale grüne Politiker verloren. Das würde auch für Bundesprominenz wie Joschka Fischer und Renate Künast gelten, die sich im Kampf gegen die Brücke aktiv eingeschaltet haben. h.jansen@volksfreund.de

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