Müll aus Neapel soll im Saarland entsorgt werden

Müll aus dem vom Abfall-Notstand heimgesuchten Neapel soll in den Verbrennungsanlagen von Velsen und Neunkirchen sowie im benachbarten Pirmasens entsorgt werden.

Saarbrücken. Entsprechende Anfragen aus Italien beziehungsweise Angebote der Entsorgungszweckverbände liegen vor. So bestätigte der Geschäftsführer des Entsorgungsverbands Saar (EVS), Karl Heinz Ecker, dass man über das italienische Konsulat die Möglichkeiten der Kooperation mit Neapel ausloten wolle. Immerhin seien in den Müllverbrennungsanlagen von Velsen und Neunkirchen noch Kapazitäten von rund 25 000 Tonnen frei. Ecker rechnet damit, dass man für jede Tonne Müll 105 Euro aus Neapel bekommen könne. Außerdem bestätigte der saarländische Müllverbrenner Sotec, dass für seine Anlage in Pirmasens eine Anfrage für 15 000 Tonnen eingegangen sei. Die Entsorgung des Mülls in Neapel kann nach Ansicht von Beobachtern noch mehrere Wochen dauern. Deponien und Recyclinganlagen sind chronisch überlastet; außerdem wurden von der örtlichen Mafia betriebene Müllhalden geschlossen. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas kündigte an, er werde die Regierung von Ministerpräsident Prodi notfalls juristisch zur Müll-Beseitigung zwingen. Brüssel hatte wegen der Müllprobleme bereits vor sechs Monaten ein Verfahren gegen Italien eröffnet. Im saarländischen Umweltministerium gibt es im Moment keine Einwände gegen das Ansinnen des EVS, Neapel bei der Müllentsorgung Hilfestellung zu leisten. So sagte der Leiter der Stabsstelle Umweltmanagement, Thomas Seilner: "Wenn es rechtlich vertretbar ist und dem Gebührenzahler dient, haben wir nichts dagegen." Immerhin könnten die Einnahmen des EVS um über 2,5 Millionen Euro verbessert werden, was sich positiv auf die Gebührenrechnung auswirke. Dass die Italiener ihrer Müllberge nicht Herr werden, ist keine neue Erkenntnis. Denn genau vor sechs Jahren gab es bereits eine Anfrage, Hausmüll aus der Region Kampanien auf saarländischen Deponien abzulagern. Damals ging es um rund 100 000 Tonnen, die dem EVS im Jahr insgesamt sieben Millionen Euro einbringen sollten. Dadurch hätte auch damals schon der Gebührensäckel entlastet werden sollen. Doch das Geschäft, das über den früheren saarländischen Abfallmanager Lothar Deimling hätte laufen sollen, kam nicht zu Stande. Erstens war zu jenem Zeitpunkt der damalige Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) bereits gegen den Import von italienischem Abfall in Mecklenburg-Vorpommern eingeschritten. Andererseits hatte derselbe Minister aber zugelassen, dass in einem Krefelder Müllofen die italienischen Abfälle verbrannt wurden. Zweitens aber zeigte auch der saarländische Umweltminister Stefan Mörsdorf kein gesteigertes Interesse an der Abfall-Einfuhr.

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