Müllgebühr: Steigerung um 40 Prozent?

TRIER. (wie) Die Bürger müssen das Müllchaos in der Region bezahlen: Die Müllgebühren werden im nächsten Jahr steigen, nach Ansicht von Experten um 40 Prozent. Offenbar gibt es einen Interessenten für die noch nicht fertig gestellte Trockenstabilat-Anlage in Mertesdorf (Kreis Trier-Saarburg).

Die Müllgebühren werden im nächsten Jahr steigen. Diese Woche beschloss der Kreistag Bernkastel-Wittlich eine Erhöhung um 40 Prozent ab Januar. Experten gehen davon aus, dass in dieser Größenordnung auch die anderen Kreise und die Stadt Trier erhöhen werden. Grund: Das durch die Pleite des hessischen Entsorgers Herhof entstandene Müllchaos. Der Restmüll muss nun statt wie mit Herhof geplant für 120 Euro pro Tonne für rund 220 Euro verbrannt werden. Außerdem fehlen dem regionalen Abfallzweckverband derzeit noch zwölf Millionen Euro aus einer Ausfallbürgschaft von Herhof. Laut Verbandschef Richard Groß stehen die Verhandlungen mit dem Energiekonzern Eon, der über eine Kasseler Tochterfirma Mitgesellschafter der Mertesdorfer Anlage ist, über die Rückzahlung der Bürgschaft kurz vor dem Ende. Die Zuversicht ist nicht ganz unbegründet. Der Landkreis Osnabrück, der ebenfalls auf das Trockenstabilat-Patent von Herhof setzte, hat die Ausfall-Bürgschaft erhalten. Dort baut nun ein griechisches Konsortium, zu der auch die Herhof-Nachfolgefirma gehört, die Trockenstabilat-Anlage weiter.
Auch für die Anlage in Mertesdorf soll es einen Investor geben, mit dem ernsthaft über den Kauf verhandelt wird. Knackpunkt: Um die Anlage zu verkaufen, muss der Zweckverband den Rohbau erst einmal kaufen. Groß will weiterhin an dem Trockenstabilat-Verfahren festhalten, obwohl Experten immer noch bezweifeln, dass es Abnehmer für derart vorbehandelten Müll gibt. Groß geht davon aus, dass ab September 2007 der Müll der Region zu Trockenstabilat verarbeitet wird. Nach TV-Informationen hatte der Zweckverband bereits Kontakt nach Osnabrück, ebenso wie zu Firmen in Dresden und Brandenburg. Das im brandenburgischen Heuchelheim sitzende Unternehmen Waste Tec, das den dortigen durch die Herhof-Pleite gestoppten Bau einer Trockenstabilat-Anlage fortführt, bestätigte, dass es dem Zweckverband ein Angebot zur Fertigstellung der Anlage in Mertesdorf vorgelegt habe. Das Pikante daran: Gegründet wurde die Firma im Juni von ehemaligen führenden Herhof-Mitarbeitern.

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