München stundenlang in Schockstarre

München · Blutbad in München. Die Nachricht versetzt die Menschen in Panik. Fehlalarme schüren die Angst. Lange Zeit steht nicht fest, ob noch Gefahr besteht. Erst nach bangen Stunden gibt es Entwarnung.

München. An einem sommerlichen Freitagabend sind in der Münchner Innenstadt normalerweise alle Gaststätten voll - draußen vor den Szenelokalen Trauben von Menschen. Doch an diesem Freitagabend ist nichts normal. Nach den tödlichen Schüssen beim Münchner Olympia-Einkaufszentrum bricht Panik aus, dann legt sich eine Schockstarre über die Stadt. Die Nachricht über das Blutbad und den zunächst flüchtigen Täter breitet sich via Twitter und andere soziale Netzwerke in Windeseile aus.
Rasch verbreiten sich Falschmeldungen, wonach auch am Stachus, am Isartor und an weiteren Orten Schüsse gefallen sein sollen. Nichts davon stimmt.
Sollte jemand gezielt Desinformationen gestreut haben, werde das rechtliche Konsequenzen haben, betont die Polizei. "Wir müssen schon auch überprüfen, inwieweit hier Leute meinten, sie würden etwas Witziges tun, indem sie solche Behauptungen ins Netz stellen oder deswegen die Polizei anrufen", sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.
Am Stachus rennen aufgrund des Fehlalarms mehr als 100 Menschen schreiend weg und flüchten Richtung Hauptbahnhof. "Da wird geschossen", ruft eine Frau und kauert sich weinend hinter einen Betonsockel auf einer Verkehrsinsel. Ein Trupp vermummter Polizisten in grünen Kampfanzügen, mit Helmen und Gewehren im Anschlag, läuft vorbei.
Auf Facebook und Twitter überschlagen sich die Gerüchte über Schüsse in der Innenstadt: "In der ganzen Stadt geht's los!!!! Scheiße !!!!! #München #OEZ #Stachus". Die Angst der Menschen wird beflügelt durch die Unsicherheit, was eigentlich passiert ist, wie viel Täter es sind und ob von ihnen noch eine Gefahr ausgeht. Niemand weiß, ob es ein Terroranschlag war oder ein Amoklauf. Von möglicherweise drei Tätern war zunächst die Rede. Zeugen wollen sie mit Langwaffen gesehen haben - auch das stellt sich später als falsch heraus.
Auf Anweisung der Polizei wird der öffentliche Nahverkehr komplett eingestellt, der Münchner Hauptbahnhof gesperrt.
Und dann endlich die Gewissheit, dass sich um einen Einzeltäter gehandelt und dieser sich selbst erschossen hat - Erleichterung in der Stadt, dass nun keine Gefahr mehr besteht. Aber die Trauer um die neun Opfer des Schützen bleibt - und die ohnmächtige Frage: "Warum nur, warum?"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort