Mutter räumt ein: Baby nicht vor Misshandlungen geschützt

Sein kurzes Leben war geprägt von schwersten Misshandlungen: Der acht Monate alte Junge aus der Eifel, der Ende Oktober seinen Verletzungen erlag, ist nach Überzeugung der Anklagebehörde im vergangenen Jahr mehrfach von seinem Vater gequält worden. Seine Mutter, die ab heute vor Gericht steht, hat offenbar nichts unternommen, um ihren Sohn zu schützen.

Trier/Spangdahlem. Knapp zwei Monate lang hatte der Junge aus der Eifel im vergangenen Herbst mit dem Tod gerungen. Er wurde künstlich beatmet und war abhängig von den Maschinen, an die er angeschlossen war. Doch die Hirnschäden, die ihm nach Überzeugung der Trierer Staatsanwaltschaft sein Vater, ein auf der Airbase Spangdahlem stationierter amerikanischer Soldat, zugefügt hatte, waren einfach zu schwer: Ende Oktober 2010 starb das acht Monate alte Baby an den Folgen seiner massiven Verletzungen. Eine von den Ermittlungsbehörden veranlasste Obduktion bei der Rechtsmedizin in Mainz bestätigte anschließend einen schlimmen Verdacht: Das Kind wurde in seinem kurzen Leben nicht nur einmal misshandelt; der kleine Körper trug zahlreiche Spuren älterer Verletzungen. Die Verlesung der Anklage, mit der heute am Landgericht Trier der Prozess gegen die 22-jährige Mutter beginnt, ist deshalb auch nichts für zarte Gemüter: Schon im Alter von fünf Monaten soll der Junge derart heftig geschüttelt worden sein, dass beide Unterarme sowie drei Rippen brachen.

Im August 2010 soll ihm der Vater einmal den linken Oberschenkelknochen gebrochen und ihm bei einem zweiten Übergriff schwerste Verbrennungen vom Hals abwärts bis zu den Knien zugefügt haben. Doch erst als die Eltern Anfang September mit ihrem lebensgefährlich verletzten Sohn im Wittlicher Krankenhaus vorstellig wurden, wurden die Polizei und das zuständige Jugendamt des Eifelkreises Bitburg-Prüm eingeschaltet.

Frau korrigiert frühere Aussage



Zu spät, denn der Junge wies nicht nur Frakturen am linken Oberarm, dem rechten Oberschenkel sowie an zwei Rippen auf, sondern er hatte auch massive Gehirnschädigungen, die letztlich zu seinem Tod führten. Folgen eines schweren Schütteltraumas, das ihm von seinem Vater zugefügt wurde - so steht es in der Anklageschrift gegen die junge Frau, der vorgeworfen wird, ihren Sohn nicht vor den Übergriffen geschützt zu haben. Die beiden Eltern hatten zunächst ausgesagt, ihr Sohn sei von seiner Babyschaukel gefallen und habe nicht mehr geatmet.

Die 22-jährige Mutter, die seit September in Untersuchungshaft sitzt, hat diese Aussage inzwischen korrigiert und die ihr zur Last gelegten Vorwürfe im Wesentlichen eingeräumt: Sie sei mit der Gesamtsituation überfordert gewesen und habe einen Streit mit ihrem Ehemann gescheut.

Dieser wiederum geht laut Auskunft der Airbase Spangdahlem weiterhin unter Beobachtung seiner Arbeit auf dem US-Luftwaffenstützpunkt nach. Er wird sich wegen der Vorwürfe vor einem Militärgericht verantworten müssen. Ein Verhandlungstermin steht allerdings noch nicht fest. Jedoch sei damit zu rechnen, dass der Prozess auf der Airbase Spangdahlem stattfinden werde, erklärt Iris Reiff, Pressesprecherin des Luftwaffenstützpunkts, auf TV-Anfrage. Extra Ein zweiter Fall mutmaßlicher Kindesmisshandlung in der Eifel hatte im vergangenen Herbst für Betroffenheit in der Region gesorgt: Ein neun Wochen alter Säugling war Mitte Oktober 2010 an den Folgen akuter Unterernährung gestorben. Die 19 Jahre alte Mutter sowie der 26 Jahre alte Vater des Kindes standen zunächst unter Verdacht, ihren Sohn vernachlässigt zu haben. Allerdings waren bei der Obduktion Hinweise auf einen genetischen Defekt des Kindes zutage getreten, der den Tod des Jungen möglicherweise verursacht oder zumindest beschleunigt haben könnte. Die Staatsanwaltschaft Trier hatte anschließend weitere Untersuchungen beim Institut für Rechtsmedizin der Uni Mainz in Auftrag gegeben. Erst, wenn die Ergebnisse vorliegen, wird entschieden, ob sich die Eltern wegen des Tods ihres Sohnes vor Gericht verantworten müssen. (neb)

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