Nach dem Mittagsschlaf: "Ihr Kinderlein kommet"

Wie verbringt Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit ihrem Mann und ihren sieben Kindern Weihnachten? Das verrät sie unseren Lesern im TV-Interview.

Berlin. (has) Im Interview mit dem Trierischen Volksfreund schildert Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen, wie sie mit ihrer Familie Weihnachten feiert. Außerdem rät sie Politikern, was sie tun können, damit sie nicht den Bezug zur Realität verlieren. Mit der Familienmnisterin sprach unser Berliner Korrespondent Hagen Strauß.

Frau Ministerin, wie verbringen Sie Weihnachten?

von der Leyen: Gemütlich zu Hause mit meiner Familie. Am Heiligabend ist bei uns gute Tradition, dass alle ein Mittagsschläfchen machen müssen, die Eltern aus reiner Überlebensstrategie und die Kinder, damit sie abends nicht quengelig werden. Die Kinder schimpfen immer darüber, schlafen dann aber doch ganz fest. Dann gehen wir in den Nachmittagsgottesdienst und trinken anschließend Tee, mein Mann liest die Weihnachtsgeschichte vor und dann gehen wir ins Weihnachtszimmer. Wir singen am Weihnachtsbaum zusammen "Ihr Kinderlein kommet", und danach bricht der große Trubel los!

Die Festtage in einer Großfamilie zu begehen, ist das nicht eher anstrengend?

von der Leyen: Die Tage vorher sind riesig anstrengend. Jedes Jahr denke ich, so viel war noch nie zu tun - aber irgendwie ruckelt sich das immer bis Heiligabend zurecht. Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, dass ich an Heiligabend ab dem Mittag - von unserem kostbaren Mittagsschläfchen an - fünfe gerade sein lasse. Perfekt geht sowieso nicht, meistens landet zwei Minuten vor dem Gottesdienst der Schokoladen-Nikolaus auf der Kinderbluse. Ich versuche deshalb, das Wichtigste zu genießen, nämlich dass wir zusammen sind. Das ist unersetzlich!

Weihnachten gilt ja auch als kritische Zeit, das heißt, oft kracht es in den Familien. Haben Sie ein Rezept, damit es harmonisch bleibt?

von der Leyen: Ich finde es wichtig, dass man sich schon in der Adventszeit mit Gesprächen, Liedern und Geschichten eingestimmt hat und das eigentliche Fest selbst nicht mit zu hohen Erwartungen überfrachtet. Wenn alle erst am Heiligabend auf Harmonie umschalten, dann ist ein handfester Familienkrach programmiert. Das heißt: auch früh genug im Vorfeld Themen zuzulassen, die in der Familie für Reibung sorgen. So haben alle an den Festtagen einen freien Kopf.

Welches Geschenk würden Sie sich am liebsten selber unter den Weihnachtsbaum legen - und warum?

von der Leyen: Einen neuen Krimi von Donna Leon oder ein neues Buch von Cornelia Funke, am liebsten die Fortsetzung von Tintentod. Spannend, phantasievoll und einfach große Geschichtenerzähler. Ich lese den ganzen Tag Akten oder aktuelle Nachrichtenberichte. Da brauche ich abends als Bettlektüre was ganz anderes.

Für Alleinerziehende oder Hartz-IV-Empfänger sind die Feiertage oft deprimierend, weil sie ihren Kindern nicht alle Wünsche erfüllen können. Wissen Spitzenpolitiker eigentlich noch, wie das ist?

von der Leyen: Ich weiß aus vielen Gesprächen und Briefen, wie sehr sich Eltern sorgen, dass sie ihren Kindern nicht gerecht werden können. An Weihnachten spitzt sich alles zu, aber die Probleme lasten vor allem im Alltag auf ihnen. Als Politikerin versuche ich deshalb Hilfen voranzutreiben, die die Situation gerade von Alleinerziehenden und Hartz IV-Empfängern dauerhaft verbessern.

Was meinen Sie damit konkret?

von der Leyen: Alleinerziehende sind zum Beispiel dringend auf Betreuungsplätze für ihre Kinder angewiesen, wenn sie durch Arbeit eine Perspektive für die ganze Familie schaffen wollen. Der verbesserte Kinderzuschlag, der zum Jahreswechsel voll greift, bewahrt nicht nur 250 000 Kinder davor, in Hartz IV abzurutschen. Er stärkt auch ihren Eltern den Rücken, die arbeiten, aber deren Einkommen nicht für alle Kinder reicht. Das Kindergeld ist ein weiterer wirksamer Schutz gegen die Armut - Monat für Monat.

Was raten Sie denn Ihren Politiker-Kollegen, damit sie den Bezug zur Realität nicht verlieren?

von der Leyen: Zuhören. Einfach mal mit Kindern einen Tag verbringen und sich in ihre Welt und Sorgen einfühlen. Mit Menschen über die Alltagsthemen plaudern, aber nicht in der Funktion als Politiker, sondern als Nachbar. Ich lerne am meisten bei den Elternabenden, den Schulveranstaltungen meiner Kinder, oder auf dem Sportplatz, wenn wir als Eltern unsere Kinder in der Jugendmannschaft anfeuern.

Welche Überraschungen haben Sie für Familien im kommenden Jahr parat?

von der Leyen: Mit dem höheren Kindergeld werden Millionen Familien in Deutschland jeden Monat mehr Geld in der Tasche haben. Außerdem sind familiennahe Dienstleistungen, etwa für eine Tagesmutter oder eine Hilfe im Haushalt, steuerlich bald noch besser absetzbar. Der Ausbau der Kinderbetreuung für die unter Dreijährigen muss noch weiter an Tempo zulegen. Das Gesetz ist verabschiedet, das Geld ist da, jetzt heißt es ran an die Arbeit. Daran werde ich unerbittlich erinnern. Beim Elterngeld sollen die Väter und Mütter noch flexibler entscheiden können, wie sie die Monate mit dem Neugeborenen unter sich aufteilen möchten. Die neue "Großelternzeit" wird vor allem minderjährige Eltern entlasten, die noch in der Ausbildung stecken. Ich bin sicher, dass der Trend zu einem familienfreundlicheren Deutschland auch im neuen Jahr anhält. Extra Peinliche Eltern: Eltern können manchmal peinlich sein. Das findet eine Menge Kinder. Und dazu gehören auch die der deutschen Ministerin für Jugend und Familie, Ursula von der Leyen. Die Politikerin fordert in Zeitungen oder im Fernsehen viele Dinge. Zum Beispiel, dass es für Jugendliche strengere Regeln zum Trinken von Alkohol und zum Rauchen geben muss. Wenn ihre Mutter so etwas sagt, finden einige der Kinder von der Leyens das nur peinlich. Das sagte die Ministerin einer Zeitung: "Wahrscheinlich denken sie: Was werden nur meine Freunde sagen, wenn die sich da einmischt?"

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