Nach den Griechen die Italiener: EU in Sorge um Schuldenstaaten

Brüssel/Trier · Das jüngste Euro-Sorgenkind heißt Italien. Dass der Euro-Rettungsschirm deshalb aufgestockt werden muss, dementieren EU-Politiker. "Das würde Deutschland überfordern", sagt der Trierer Volkswirtschaftler Wolfgang Filc.

Brüssel/Trier. Politiker und Ökonomen kritisieren angesichts der Schuldenkrisen in Griechenland und Italien die Macht der großen Rating-Agenturen. Diese Unternehmen bewerten die Kreditwürdigkeit der verschuldeten Staaten. Fällt das Urteil der Agenturen negativ aus, wird es für die Länder schwierig, sich Geld zu leihen - und Anleihepapiere verlieren ihren Marktwert.

"Wir werden alle Möglichkeiten prüfen, ob es missbräuchliches Verhalten gibt", sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Montag zur Rolle der Rating-Agenturen. Der emeritierte Trierer Professor Wolfgang Filc sagte im Interview mit dem Volksfreund, eine Bewertung von Schuldnerländern sei eine staatliche Aufgabe, "die an Fachleute delegiert werden sollte, die kein privates Interesse daran haben".

Der Währungsexperte sieht allerdings weder Ratings als einziges Problem noch die Gemeinschaftswährung Euro als Ursache allen Übels. Er kritisiert, dass sich die EU-Länder bislang nicht auf gemeinsame Regeln zur Lohn- und Finanzpolitik verständigt hätten. So seien etwa die Lohnstückkosten in Griechenland in sechs Jahren um 70 Prozent gestiegen, in Deutschland dagegen nur um fünf Prozent. Darum habe sich die Politik "überhaupt nicht gekümmert".
Beim Treffen der Finanzminister der 17 Euro-Staaten in Brüssel ging es am Montag zunächst um kurzfristige Hilfe. Sie verständigten sich im Grundsatz auf ein weiteres Rettungspaket für Griechenland. Angesichts der finanziellen Lage Italiens forderten sie ein Sparprogramm der Regierung Silvio Berlusconis.

Mehrere Minister wiesen in Brüssel Spekulationen zurück, wonach der schon aufgestockte Euro-Rettungsschirm auf bis zu 1,5 Billionen Euro verdoppelt werden solle. "Davon kann überhaupt keine Rede sein", sagte Finanzminister Schäuble. sey/dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort