Nachbessern

Die Ärzte sind derzeit nicht zu beneiden: Sie müssen ständig ausbaden, was sich eine unbeliebte Politikerin im fernen Berlin ausdenkt. Die Gesundheitsreform mit all ihren Tücken und Malaisen ist noch nicht in trockenen Tüchern, da droht den Medizinern mit der elektronischen Gesundheitskarte neues Ungemach.

Ulla Schmidt will ihr ehrgeiziges Lieblingsprojekt durchpeitschen. Die Kritik der Ärzte und der anderen Experten prallt erneut an ihr ab. Dabei sind viele der Einwände durchaus berechtigt, zumal sie bislang auch nicht glaubhaft widerlegt worden sind. Sind die gespeicherten Daten wirklich sicher? Rechtfertigt der Nutzen der Karte tatsächlich Ausgaben in Milliarden-Höhe? Wird es leichter für den Patienten? Echte Antworten darauf gibt es noch nicht. So schafft man keine Akzeptanz und kein Vertrauen für ein Projekt, das im Ansatz richtig ist, Erleichterung bringen und langfristig auch Geld sparen soll. Ein Bärendienst für die euphorischen Tester in Trier, die seit zwei Jahren Pionierarbeit leisten. Kann die Ministerin die Bedenken gegen die Karte nicht ausräumen, droht dem einzigen Modellprojekt im Land das Aus bevor es richtig angefangen hat. Die Tests mit Versicherten und Ärzten sind wichtig und richtig. Aber sie müssen auch ergebnisoffen sein und nicht nur ein Alibi-Projekt für eine längst beschlossene Konzeption. Noch ist es nicht zu spät, die Schwachpunkte zu beseitigen und offen und ehrlich über die Vor- und Nachteile der Karte zu informieren. Ein zweites Maut-Desaster kann und darf sich Deutschland nicht leisten. Bleiben Schmidt und ihre IT-Experten jedoch weiterhin stur und halten an der jetzigen Konzeption der Karte und dem völlig unrealistischen Zeitplan fest, droht ein Chaos. b.wientjes@volksfreund.de

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