Nessie lässt grüßen

Das Tempolimit ist das Ungeheuer von Loch Ness der deutschen Verkehrspolitik. Es steckt in Saure-Gurken-Zeiten seine Nase aus dem Teer, sorgt für Aufregung und verschwindet wieder. Die Erbitterung, mit der dabei gestritten wird, ist rational nicht zu erklären.

In Holland oder Frankreich hat man ein Tempolimit. Dass damit die menschliche Freiheit nennenswert eingeschränkt wäre, lässt sich nicht ernsthaft behaupten. Das hängt allerdings auch damit zusammen, dass dort - Limit hin oder her - nicht nennenswert anders gefahren wird als auf deutschen Autobahnen. Die gemütlichen Fahrer zuckeln auch auf der Autoroute du Soleil oder dem Rijksweg A 1 mit 110 bis 120, die flotteren pegeln sich bei 140 bis 150 ein. Vorausgesetzt, es gibt keinen Stau - genau wie in Deutschland. Da hilft die abstrakte Berechnung, wie es denn wäre, wenn alle tatsächlich 120 führen, nicht viel. So tickt der Autofahrer eben nicht. Was man in Benelux und Frankreich zugegebenermaßen seltener findet, sind die Handvoll Irre, die meinen, mit 200 Sachen über die Autobahn brezeln zu müssen. Auf die könnte man auch bei uns ganz gut verzichten. Aber man sollte nicht die Illusion pflegen, damit ließe sich ernsthaft der Treibhauseffekt bekämpfen. Da wird es schon heilsamer wirken, wenn der Sprit weiter teurer wird. Dann denkt mancher verschärft über die Frage nach, ob die zwanzig Stundenkilometer, die er gefühlt schneller fährt, tatsächlich die zwei Liter zusätzlichen Verbrauch rechtfertigen. Politisch sollte man sich besser darauf konzentrieren, den umweltverpestenden LKW-Wahnsinn einzudämmen. Weniger nervende Brummis - dann käme man auch mit 120 schnell genug ans Ziel. d.lintz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort