Neue Akzente, bitte!

In Deutschland gibt es zu wenig Kinder. Anreize, das zu ändern, lässt sich der Bund in Zukunft fast vier Milliarden Euro jährlich kosten: 2007 wird das Elterngeld eingeführt. Wer für ein Jahr aus dem Job ausscheidet, erhält fast 70 Prozent seines Gehalts vom Staat weiter.

Vor allem Gutverdienende sollen so zum Kinderkriegen animiert werden, weil in dieser Gruppe die Geburtenrate besonders zu wünschen übrig lässt. Das Elterngeld ist zweifellos begrüßenswert und sinnvoll - nicht nur für die betroffenen Paare, sondern auch, weil es den Stellenwert von Kindern erhöht, weil es endlich zeigt: Nachwuchs ist der Gesellschaft etwas wert, sie lässt ihn sich bares Geld kosten. Doch vor dem Hintergrund der erschreckenden Zahlen zur Kinderarmut erhält das Elterngeld einen faden Beigeschmack. Es wird zu überproportional großen Teilen auf die Konten einkommensstarker Bürger fließen, während arme Familien ihrem Nachwuchs kaum etwas bieten können. Es zielt auf die Geburt zusätzlicher Kinder ab, während viele, die bereits da sind, unter bedenklichen Bedingungen leben. Experten lassen keinen Zweifel daran: Wer das Pech hat, in eine sozial schwache Familie hineingeboren zu sein, hat schlechte Chancen aufzusteigen. Und umso bessere, irgendwann selbst einmal auf staatliche Leistungen angewiesen zu sein. Wenn sich die Bundesregierung ihre Prioritätensetzung in Sachen Elterngeld nicht vorwerfen lassen möchte, muss sie in der Familienpolitik schnellstens weitere Akzente setzen - und diesmal diejenigen ins Blickfeld rücken, die ihre Hilfe am dringendsten brauchen. i.kreutz@volksfreund.de

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