Neue Hoffnung für Salamander und Molche

Luxemburg/Trier · Um deutsche Salamander vor dem Aussterben zu retten, greift die Bundesregierung nun zu einem Trick. Bei einem Treffen der EU-Umweltminister am heutigen Montag in Luxemburg schlägt sie vor, alle Arten, die einen für die Lurche gefährlichen Pilz einschleppen könnten, auf die EU-Artenschutzliste zu setzen.

Luxemburg/Trier. Wissenschaftler und Tierfreunde fürchten, dass europäische Salamander und Molche vom Aussterben bedroht sind. Denn ein aus Asien eingewanderter Pilz tötet eine Population nach der nächsten. Forscher, darunter auch ein Trie rer Biogeograf, hatten diesen Pilz 2015 erstmals in Deutschland nachgewiesen - und zwar in der Eifel bei Aachen.
Nun hat Deutschland entschieden, das Problem anzupacken. Es will die heimischen Amphibien durch Einfuhrverbote vor dem als "Salamanderfresser" bekannten Pilz schützen. Der tödliche Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans (kurz Bsal) verursacht Löcher und Geschwülste und kann die Lurche innerhalb weniger Tage töten. Wissenschaftler vermuten, dass Bsal aus Ostasien stammt. Die dort lebenden Arten sind gegen den Pilz resistent. Eingeschleppt wurde er wahrscheinlich mit infizierten Molchen für den Tierhandel.
Deutschland und Belgien wollen das Problem nun auf europäischer Ebene zum Thema machen, Luxemburg unterstützt den Vorstoß.
Ziel ist die Aufnahme von Bsal in die EU-Tierseuchenliste, was unter anderem Einfuhrverbote möglich machen würde. Ein solcher Schritt wäre aber erst in fünf Jahren wirksam - zu spät für viele Amphibien, so die Befürchtung.
Die Bundesregierung plädiert daher in einem Papier für das EU-Umweltministertreffen am heutigen Montag in Luxemburg für einen Trick: Sie will, dass exotische Tierarten, die den Killerpilz in die EU einschleppen könnten, auf die europäische Artenschutzliste gesetzt werden, unabhängig davon, ob sie als bedroht gelten. Damit könnte die Einfuhr rascher gestoppt werden. Die Länder wollen die EU-Kommission zum Handeln auffordern.
In den Niederlanden hat der Pilz bereits ein Massensterben der Amphibien verursacht: Zwischen 2010 und 2013 schrumpfte die Feuersalamander-Population um 96 Prozent. Auch in Belgien wurde der Fungus nachgewiesen. Dies berichtet eine internationale Forschergruppe, zu der auch der Trierer Biogeograf Stefan Lötters zählt (der TV berichtete).
Die Befürchtung, dass der Pilz sich in Europa ausbreitet, ist groß. Befeuert wird die Sorge nun dadurch, dass Lötters und seine Kollegen Batrachochytrium salamandrivorans Ende 2015 erstmals auch in Deutschland nachwiesen: im Nationalpark Eifel unweit von Aachen. Dort fanden sie knapp 20 tote Feuersalamander und mehrere infizierte, lebende Tiere. "Es ist zu befürchten, dass der Pilz auch in die Region Trier kommt", sagte der Biogeograf dem TV damals. Mos/dpa

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