Neuer Trend: Selbstdiagnose per Computer

TRIER. (wie) Gesundheit wird teurer. Immer mehr Patienten versuchen, die zusätzlichen Kosten für Arztbesuche zu umgehen: Sie suchen medizinischen Rat im Internet. Verbaucherschützer warnen: Nicht alle Online-Ärzte sind seriös.

Egal welches Zipperlein oder welche Krankheit einen plagt: Das Internet weiß Rat. Die Zahl der medizinischen Ratgeber-Seiten im Netz wird immer größer. Angebliche Ärzte halten Sprechstunde via Computer. Einfach eine Frage per E-Mail stellen, die Antwort folgt prompt. Ob von einem tatsächlichen Arzt oder nicht - überprüfen kann man es nicht. Die Stiftung Warentest warnt daher: Niemals den Auskünften der Online-Ärzte blind vertrauen, ansonsten könnten sogar gesundheitliche Schäden drohen. Fast die Hälfte aller Internetbenutzer geht ins Netz, um sich über Gesundheitsfragen zu informieren. Die meisten Nutzer (61 Prozent) von Gesundheitsseiten hoffen dabei, auf alternative Behandlungsmethoden zu stoßen. Knapp die Hälfte der Online-Patienten sucht Tipps, wie man seine Krankheiten selbst behandeln kann, fand eine Internet-Umfrage heraus. Und es werden immer mehr. 7,2 Millionen Menschen suchten im vergangenen Jahr laut einer Allensbach-Umfrage im Internet Infos zu Medikamenten. Zugleich ist auch die Bereitschaft, für solche Angebote Geld auszugeben, gestiegen. Während 2002 noch rund drei Millionen Internet-Nutzer sagten, sie wären bereit, für eine solche medizinische Beratung zu zahlen, waren es im vergangenen Jahr 4,25 Millionen. Die Ärzte sehen die Sprechstunden per Internet mit gemischten Gefühlen. "Ein gut informierter Patient ist grundsätzlich begrüßenswert", sagt Roland Ilzhöfer, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Fraglich sei allerdings, ob die Informationen aus dem Netz so zuverlässig seien. "Man sollte sich bei Diagnosen keinesfalls nur auf das Internet verlassen", rät er. Bei schwerwiegenden Krankheiten komme man um einen Arztbesuch nicht herum. Doch immer mehr Patienten wollen die im Internet gefundene Diagnose nur noch vom Arzt persönlich bestätigen lassen. Der Trend, medizinischen Rat im Netz zu suchen, werde auf jeden Fall zunehmen, ist sich Ilzhöfer sicher. Vor allem wegen der Praxisgebühr. Der Besuch der meisten Online-Sprechstunden ist kostenlos. Die Stiftung Warentest sieht diesen Trend kritisch: "Der Rat der Internet-Doktoren ist oft falsch." Die Verbaucherschützer raten: Medizinische Fragen grundsätzlich an mehrere Anbieter schicken und trotz Online-Sprechstunde auf jeden Fall zum Arzt gehen.

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