Neues aus der Raucher-Republik Deutschland

Etwa jeder siebte Todesfall in Deutschland ist auf die Folgen des Tabakkonsums zurückzuführen. Das geht aus dem aktuellen Tabakatlas des Deutschen Krebsforschungszentrums hervor, der gestern von der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU) in Berlin vorgestellt wurde. Hier Daten und Fakten zur "Raucher-Republik Deutschland".


Ist der Tabakkonsum nicht rückläufig?
Seit 2009 ist der Anteil der Raucher unter jungen Erwachsenen und Minderjährigen tatsächlich stetig gesunken. Weitgehend konstant ist allerdings das Rauchverhalten der 25- bis 69-Jährigen geblieben. So raucht heute noch jeder vierte Erwachsene. Bei den Männern ist es knapp jeder dritte, bei den Frauen jede fünfte. Immerhin 121 000 Menschen sterben pro Jahr an den Folgen des Rauchens. Das sind 13,5 Prozent aller Todesfälle.

Wo wird am meisten gequalmt?
In Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen: Dort qualmen mehr als 34 Prozent der Männer und gut 23 Prozent der Frauen. Die niedrigsten Anteile verzeichnen Bayern (27/18) und Baden-Württemberg (27/19). In Rheinland-Pfalz sind es 28/21 Prozent. Spiegelbildlich verzeichnen Berlin und Bremen die meisten Todesfälle durch den Tabakkonsum. Dabei bilden Krebserkrankungen den größten Anteil der tabakbedingten Todesfälle gefolgt von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes und Atemwegserkrankungen.

Gibt es besonders anfällige Berufe?
Ja, besonders suchtgefährdet sind männliche Möbelpacker und Wachschutzkräfte. Am Ende der Skala rangieren Gymnasial- und Hochschullehrer. Bei den weiblichen Wachschutzkräften raucht etwa jede zweite. Ebenso bei den Berufskraftfahrerinnen. Für weibliche Ingenieure und Apotheker dagegen ist Tabak nahezu tabu.

Welche ökonomischen Folgen hat das Rauchen?
Kürzlich kam eine Studie von Wirtschaftswissenschaftlern zu dem Schluss, dass Raucher die Allgemeinheit sogar entlasten, wenn man die Tabaksteuer und die Ersparnisse in der Rentenkasse in Betracht ziehe. Der "Tabakatlas" macht eine andere Rechnung auf: Demnach belaufen sich die jährlichen Belastungen für die Gesellschaft auf rund 80 Milliarden Euro. Ein Drittel davon sind direkte Krankheitskosten, also etwa Ausgaben für Behandlung, Pflege und Rehabilitation. Zwei Drittel gelten als indirekte Kosten wie zum Beispiel für Arbeitsausfälle und Frühverrentung. Aber auch ganz persönlich kommt Raucher das Laster teuer zu stehen: "Raucher verlieren über zehn Jahre ihrer zu erwartenden Lebenszeit", warnte Mortler. Und sie verlieren viel Geld. Geht man vom Konsum einer Schachtel Zigaretten für fünf Euro pro Tag aus, so sind das im Jahr 1800 Euro. Dafür wäre ein Strandurlaub drin, oder ein Fernseher der gehobenen Kategorie.

Was tut Deutschland gegen das Laster?
Viel zu wenig, So bleibt die Besteuerung von Zigaretten weit hinter anderen europäischen Ländern zurück. Während sich der Packungspreis in Deutschland seit 2011 um zwölf Prozent erhöht hat, waren es in Großbritannien 44 Prozent. Nach wie vor ist bei uns Tabakwerbung etwa auf Postern oder Litfaßsäulen möglich. Bis auf Bulgarien ist dies sonst überall in Europa verboten. Allerdings könnte in Kürze ein Gesetzentwurf das ändern. Und ab 2016 sollen E-Zigaretten nicht mehr an Jugendliche verkauft werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort