Neues Gutachten zur Lösung der Verkehrsprobleme

Trier · Bereits vor zwei Jahren hat ein Gutachten ergeben, dass Moselaufstieg und Meulenwaldautobahn Trier von Tausenden Autos am Tag entlasten könnte. Nun will das Land dies erneut überprüfen lassen.

Trier. Roger Lewentz hat nicht lange gefackelt. Vier Tage, nachdem Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) bei seinem Besuch in der Region seinen rheinland-pfälzischen Kollegen aufgefordert hatte, ihm alle aus Landessicht dringend notwendigen Ausbauten von Bundesstraßen zu nennen (der TV berichtete), damit diese finanziert werden können, hat Lewentz bereits ein konkretes Projekt benannt: den Bau einer zweiten Brücke über das Biewertal.
Damit soll der Engpass auf der viel befahrenen Pendlerstrecke zwischen der Bundesstraße 52 und der A 64 von und nach Luxemburg beseitigt werden. Lewentz sieht darin eine "sehr wichtige Maßnahme" und hofft auf eine "zeitnahe Finanzierung" des Projektes.
Der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz freut sich über die Initiative des Ministers und rühmt sich, den Anstoß dazu gegeben zu haben. Im August vergangenen Jahres hatte Lewentz auf Einladung des Landrats hautnah im Bus den täglichen Pendlerstau auf der B 52 erlebt.
Lewentz Amtsvorgänger Hendrik Hering hatte vor zwei Jahren bereits zugesagt, das Nadelöhr zwischen A 64 und Trier-Ehrang zu beseitigen - durch die Markierung zusätzlicher Fahrbahnen. Da die Straße auf der Brücke aber schmal ist, darf sie höchstens mit Tempo 70 befahren werden. Durch den Bau einer zweiten, danebenliegenden Brücke, könnte die Fahrbahn verbreitert werden.
1800 Autos rollen pro Stunde durch das Nadelöhr, 40 000 am Tag. Das hat ein vor zwei Jahren von Hering vorgelegtes Gutachten ergeben.
Darin wurde eine deutliche Zunahme des Verkehrs Richtung Luxemburg bis 2025 prognostiziert. Und durch den Bau des Moselaufstiegs (Westumfahrung) und der Meulenwaldautobahn, die sogenannte Nordumfahrung (siehe Grafik), könnte Trier täglich um 10 000 Autos entlastet werden.
Daher hatte Hering versprochen, sich dafür einzusetzen, dass die beiden Projekte in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2015 aufgenommen würden.
Seit Mai vergangenen Jahres regiert Rot-Grün im Land. Im Koalitionsvertrag haben SPD und Grüne einen Verzicht auf Moselaufstieg und Nordumfahrung vereinbart. Trotzdem hat Lewentz - so etwa bei einer Verkehrskonferenz im vergangenen September in Trier - den beiden Projekten keine generelle Absage erteilt.
In einem neuerlichen Gutachten, das nun ausgeschrieben werden und bis Ende des Jahres vorliegen soll, soll erneut die Verkehrsentwicklung bis zum Jahr 2025 prognostiziert werden. "Dieses Gutachten soll das Potenzial eines ausgebauten Bus- und Bahn-Angebotes zur Entlastung der Straßeninfrastruktur ermitteln und unter Berücksichtigung dieses Verlagerungspotenzials die Projekte Nord- und Westumfahrung bewerten", erklärt Ministeriumssprecher Joachim Winkler.
Mit anderen Worten: Verlagert sich der Verkehr auf Bus und Bahn, soll der Nutzen von Moselaufstieg und Meulenwaldautobahn überprüft werden.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Jutta Blatzheim-Roegler (Bernkastel), ist überzeugt, dass das Gutachten belegen wird, dass beide Projekte verzichtbar sind. Es müsse auch außerhalb neuer Autobahnen nachhaltige Lösungen der Verkehrsprobleme geben, sagt sie.
Verkehrsexperten schließen jedoch nicht aus, dass das Gutachten zum gegenteiligen Ergebnis kommen und den Ausbau des ÖPNV als unrealistisch betrachten könnte.
Das würde allerdings dann auch nicht automatisch die Realisierung des Moselaufstiegs bedeuten. Zunächst müssten sich Trier und Trier-Saarburg über eine Variante einigen, entweder über die Mosel bei Konz und über den Trierer Berg an die A 64 oder als Verlängerung der Trierer Konrad-Adenauer-Brücke über Sirzenich (Trier-Saarburg). Und selbst dann wäre noch immer unklar, ob der Bund 43 Millionen Euro dafür und noch mal 143 Millionen Euro für die Nordumfahrung lockermachen würde.

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