Neun Nato-Länder üben in der Eifel den Umgang mit Atomwaffen

Büchel · Ungewöhnlich viele Nationen beteiligen sich in der Eifel an einer Atomwaffenübung. Darunter die Türkei, deren Luftraum gerade erst von russischen Jets verletzt worden war. Die Linke fürchtet, dass Rheinland-Pfalz zum "militärischen Pulverfass" wird.

 Etwa 20 Atombomben wie diese sollen in Büchel unterirdisch unter strengster Bewachung in den Flugzeugunterständen lagern. Foto: US Air Force

Etwa 20 Atombomben wie diese sollen in Büchel unterirdisch unter strengster Bewachung in den Flugzeugunterständen lagern. Foto: US Air Force

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 Atombomben vom Typ B 61 – hier aufgenommen in einer Fabrik in Texas – könnten in Büchel stationiert werden. TV-Foto: Archiv

Atombomben vom Typ B 61 – hier aufgenommen in einer Fabrik in Texas – könnten in Büchel stationiert werden. TV-Foto: Archiv

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Aktuell ist der Luftraum über der Eifel für zivile Luftfahrt zeitweise gesperrt. Denn auf dem Fliegerhorst Büchel, dem letzten Ort, wo in Deutschland US-Kernwaffen lagern, findet bis zum 16. Oktober das Manöver "Steadfast Noon" statt - eine jährliche Nato-Übung, bei der der Umgang mit Atombomben trainiert wird. Die Geheimhaltung ist gescheitert, da die griechische Luftwaffe stolz per Pressemitteilung verkündete, dass sie mit drei F-16-Jets teilnimmt. Das Verteidigungsministerium teilt auf Anfrage des Bundestagsabgeordneten Tobias Lindner (Grüne) mit, dass diesmal nicht nur die USA, Deutschland, Italien, die Niederlande und Belgien teilnehmen, sondern zudem Griechenland, Polen, Tschechien und die Türkei.

"Der Kreis ist ungewöhnlich groß", sagt Otfried Nassauer, Leiter des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit. Der Friedensforscher wertet dies als Zeichen in Richtung Russland, das vergangene Woche von Syrien aus mit Kampfjets in den türkischen Luftraum eingedrungen war. Der Nato-Generalsekretär hatte die Zwischenfälle als "sehr ernst" bezeichnet und den Kreml gewarnt. Nassauer geht davon aus, dass es einen "psychologischen Grund für die breite Beteiligung" an dem Training in der Eifel gibt - nach dem Motto: Einer für alle, alle für einen signalisiere die Nato auch Bündnispartnern an den Rändern der Allianz, dass sie im Ernstfall zur nuklearen Abschreckung bereitstehe. Die Bücheler Bomben haben Militärexperten zufolge in erster Linie eine symbolisch-psychologische Bedeutung. Ist die Reichweite der Tornados, die sie transportieren würden, doch begrenzt. Ebenso wie die Zielgenauigkeit der Bomben. Das soll sich ändern. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die USA planen, die Bomben zu modernisieren, so dass sie bei geringerer Sprengkraft treffsicherer wären. Nassauer zufolge wäre die B 61-12 aber immer noch "vier Mal Hiroshima". Russland wirft den USA vor, das strategische Gleichgewicht in Europa zu stören.

Die Trierer Abgeordnete Katrin Werner (Die Linke) sprach im Bundestag von einer Hochrüstung des US-Militärs. Rheinland-Pfalz werde zum "militärischen Pulverfass". Indem die Regierung die Waffen toleriere, gefährde sie die Bevölkerung der Region.

Geheim, gefährlich und gut geschützt

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