Nicht krachledern, strohdumm

Haben Sie am Wochenende unser aller Noch-Kanzler gesehen? Der Schröder Gerd war bestens gelaunt, lachte, witzelte, gab mit Blick auf die iranischen Atombombengelüste schon mal den Friedensfürsten und lästerte munter drauf los, wann immer er nach der bedauernswerten Frau Merkel oder dem wildgewordenen Stoiber Edmund gefragt wurde.

Haben Sie am Wochenende unser aller Noch-Kanzler gesehen? Der Schröder Gerd war bestens gelaunt, lachte, witzelte, gab mit Blick auf die iranischen Atombombengelüste schon mal den Friedensfürsten und lästerte munter drauf los, wann immer er nach der bedauernswerten Frau Merkel oder dem wildgewordenen Stoiber Edmund gefragt wurde. Mister Agenda 2010 hat gut lachen und gut lästern. Warum sollte er auch ernsthaft versuchen, das SPD-Wahlprogramm zu erklären? Schröder gibt den umgänglichen, volksnahen, optimistischen Regierungschef und freut sich über die herum stolpernde politische Konkurrenz, die mit aller Macht dabei ist, den sicher geglaubten Wahlsieg wieder zu verspielen. Beim beliebten Unionsspiel "Wie rede ich mich um Kopf und Kragen?" ist der verhinderte Kanzler von 2002 und derzeitige bayerische Landesvater unschlagbar. Edmund Stoibers krachlederne Kraftmeierei in Richtung Ostdeutschland spielt nicht nur den Populisten Lafontaine und Gysi in die Hände, sondern auch dem Gute-Laune-Kanzler. Wer in Magdeburg oder Cottbus bisher noch unentschlossen war, weiß nach den unverzeihlichen Ausfällen des Bajuwaren jetzt ganz sicher, wen er am 18. September nicht wählen wird. Edi sei Dank! Wobei zur Ehrenrettung des Bayern durchaus gesagt werden muss, dass er ausspricht, was im Westen viele denken. Aber es ist ein gewaltiger Unterschied, ob sich Arbeitskollegen in der Mittagspause oder beim Feierabendbier über weinerliche und pessimistische Ossis unterhalten, oder das Spitzenpersonal der CSU in Wahlkampfzeiten mit Blick auf Ostdeutschland von dummen Kälbern schwadroniert, die ihre Schlächter auch noch selber wählen.Käme so etwas von einem übereifrigen Nachwuchsstrategen aus der Jungen Union, würde man es womöglich als strohdummes Geschwätz eines überdrehten Profilneurotikers abtun. Solcherlei Entschuldigungen können bei einem alten Polit-Schlachtross wie Edmund Stoiber nicht herhalten, um klein zu reden, was jedermann sieht. Der bayerische Lautsprecher tut derzeit bewusst alles, um Angela Merkel das Kanzler-Kandidatinnen-Leben so schwer wie möglich zu machen.

Da lächelt es sich gut für den derzeit weit abgeschlagenen Gerhard Schröder. Noch fünf Wochen CSU-Attacken à la Stoiber Edi - und es könnte am Ende doch noch reichen für den erneuten Einzug ins Kanzleramt. Und wer weiß, vielleicht kommt ja wie 2002 auch noch eine mächtige Oderflut dazu. Das Thema Krieg und Frieden hat er dank der iranischen Dickköpfigkeit ja schon gefunden.

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