Nicht nur WM-Fans warten auf Tag X

MAINZ. Betont gastfreundlich, aber "Null Toleranz" gegenüber denjenigen, die sich nicht an Spielregeln halten – so lautet der Grundsatz für das Sicherheitskonzept rund um den Fußball-WM-Spielort Kaiserslautern. Doch viel hängt davon ab, welche Nationalteams in der Pfalz 2006 antreten werden.

Noch herrscht eine "unklare Lage" für Hans Maaßen, den Leiter Polizei-Einsatz beim Präsidium Westpfalz in Kaiserslautern. Seit mehr als zwei Jahren laufen die Planungen für ein Konzept, das möglichst große Sicherheit auf dem Weg ins Fritz-Walter-Stadion, in der Arena selbst und für einen Katastrophenfall bieten soll. "Wir sind gut aufgestellt", steht für Maaßen und Innenminister Karl Peter Bruch bereits ein Jahr vor Tunierbeginn fest. Doch die unklare Lage wird sich erst am 9. Dezember etwas lichten, wenn die Gruppenauslosung ergibt, welche acht Mannschaften auf dem Betzenberg in den vier Vorrunden-Partien antreten werden.Der Einsatz von rund 500 Polizeibeamten rund um das Stadion ist das Minimum, so Maaßen. Kommt England mit seiner speziellen Sorte Fans, müsste es wohl die dreifache Zahl sein. Stünde im einzigen Kaiserslauterer Achtelfinale ein so brisantes Duell wie England gegen Niederlande auf dem Spielplan, dürfte selbst diese Aufstockung nicht genügen. Mit Spannung erwarten daher Fans und Polizei die Auslosung im Dezember. "Dann werden wir unser Konzept gezielt auf die Paarungen ausrichten", so der Leitende Polizeidirektor.

Ein kritischer Punkt für das Sicherheitskonzept ist auch der Flughafen Hahn, der über Billigflieger Ryan-Air für viele "Problemfans" von der Insel attraktiv sein dürfte. Sollte England in Köln, Frankfurt, Kaiserslautern, Nürnberg oder Stuttgart spielen, müssten möglicherweise viele potenzielle Randalierer durch Polizei und Grenzschutz abgefangen und an der Einreise gehindert werden. Daher soll auch britische Polizei auf dem Hahn im Einsatz sein.

Auch wenn sich die Polizei auf eine hohe Mobilisierung der deutschen Hooliganszene einstellt, über die man laut Bruch jedoch vergleichsweise gut Bescheid weiß, werden vor allem Krawallmacher aus England und den Niederlanden gefürchtet. Die deutsche Problemfanszene umfasst rund 10 000 gewaltgeneigte oder gewaltbereite Anhänger. Schwierigkeiten sind vor allem zu erwarten, wenn rivalisierende Gruppen aufeinander treffen. Reger grenzüberschreitender Informationsaustausch, der Einsatz szenekundiger Beamter, die gezielte Ansprache von "Gefährdern" und nicht zuletzt Meldeauflagen und Platzverweise sollen für Sicherheit sorgen.

Gewaltbereite wollen an Karten heran

Bisher sei keine größere Gewaltbereitschaft festzustellen, sagt Bruch. Allerdings gibt es Erkenntnisse, dass Gewalttäter versuchen, an Karten zu kommen. Doch seine Truppe will auf alles vorbereitet sein. Auch Israel oder arabische Teams könnten eine besondere Herausforderung für die Polizei bedeuten. Zumal es auch einige Mannschaftsquartiere im Land zu sichern gilt. Dazu kommen noch Übertragungen der Spiele auf Großleinwänden auf öffentlichen Plätzen, die ebenfalls beobachtet werden müssen. Bruch schätzt, dass 6000 Polizisten während der WM landesweit mehr oder weniger ständig im Einsatz sind.

Über Farbleitsysteme, die auf die unterschiedlichen Farben der Eintrittskarten abheben, werden die Fangruppen bereits über verschiedene Autobahnabfahrten und Fußgängerwege getrennt ins Stadion gelotst. Die Kosten für Sicherheit, technische Ausrüstung und Katastrophenschutzprojekte (unter anderem die Anschaffung zweier Lazarettbusse) werden von Innenminister Bruch auf insgesamt unter zehn Millionen Euro geschätzt. Allerdings ist dabei die Einsatzleistung vieler Hilfskräfte noch offen.

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