Nicht überraschend

Die gestrige Nachricht von dem offenbar vereitelten Terroranschlag auf eine vom Frankfurter Flughafen startende israelische Passagiermaschine kann ernsthaft niemanden überraschen. Erst vor ein paar Tagen hatten die Chefs von Bundesnachrichtendienst und Bundeskriminalamt zum Abschluss einer Fachtagung vor der zunehmenden Anschlagsgefahr durch islamistische Extremisten in Deutschland gewarnt.

Die Hintergründe dieser Gefahrenmeldung sind nun klar. Dass die am Freitag festgenommenen sechs Männer bereits einen Tag später wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, muss dabei nichts heißen. Die Ermittler haben offenbar tatsächlich sehr früh eingegriffen; handfeste Beweise, die für eine Inhaftierung ausgereicht hätten, lagen anscheinend nicht vor. Trotzdem hat es Sinn, dass die Karlsruher Bundesanwaltschaft mit ihren Informationen an die Öffentlichkeit geht. Die Bevölkerung wird sensibilisiert, einige potenzielle Terroristen werden womöglich abgeschreckt. Die Botschaft: Deutschland schläft nicht im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Und dennoch: Der nach dem 11. September 2001 auch bei uns zweifellos aufgebaute hohe Verfolgungsdruck wird nicht alle gewaltbereiten islamistischen Extremisten vertreiben oder von ihren Irrsinnsplänen abbringen. In den vergangenen Jahren wurden mehrere in Deutschland geplante Terroranschläge nur deshalb verhindert, weil die Aktionen zuvor aufflogen oder aber scheiterten, wie die Kofferbombenattacken auf Regionalzüge im August. Wenig wahrscheinlich, dass Anschläge so auf Dauer vereitelt werden können, zumal die potenziellen Attentäter häufig unauffällig in der Gesellschaft leben, in kleinen, autonomen Gruppen operieren und daher von den Sicherheitskräften nur schwer zu "orten" sind. Darüber dürfen auch die allem Anschein nach durchkreuzten Anschlagspläne von Frankfurt nicht hinwegtäuschen. r.seydewitz@volksfreund.de

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