Nichts mehr im Griff

"Gott sei Dank hat der Verwaltungschef noch alles im Griff." Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass dem Neumagen-Dhroner Verbandsbürgermeister Hans Werner Schmitt die Zügel endgültig entglitten sind, so lieferte sie der 41-Jährige gestern Abend mit diesem Ausspruch.

Das Echo aus den Reihen der Ratsmitglieder und Bürger - gellendes Gelächter - sprach für sich. Die Quittung für Schmitt folgte wenig später: Mit deutlicher Mehrheit sprachen sich die Mandatsträger für die Einleitung eines Abwahlverfahrens aus. Damit könnte zum ersten Mal in der rheinland-pfälzischen Geschichte ein urgewählter Bürgermeister vorzeitig aus dem Amt geworfen werden - vom Souverän, den Bürgern. Wer Zeuge der letzten beiden Ratssitzungen war, weiß, dass an diesem Abwahlverfahren kein Weg mehr vorbeiführt. Bürgermeister Schmitt genießt bei einer deutlichen Mehrheit der Ratsleute kein Vertrauen mehr. Schlimmer noch: Parteiübergreifend werfen die Kommunalpolitiker dem Behördenleiter Versäumnisse, Schlampereien, Unvermögen und Missmanagement vor. Wahrscheinlich ist, dass die Anti-Schmitt-Stimmung in der Bevölkerung ähnlich verbreitet ist. Noch allerdings ist der seit 2001 amtierende Bürgermeister nicht abgewählt. Die Hürde dafür hat der Gesetzgeber bewusst hoch gelegt: Bei dem Abwahltermin muss eine Mehrheit der Wähler, mindestens 1500 Wahlberechtigte, für den Rauswurf des Bürgermeisters stimmen. Kommt dieses Quorum nicht zustande, bleibt Schmitt drei weitere Jahre im Amt. Angesichts der derzeit herrschenden Stimmung in der kleinsten rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde ist das kaum vorstellbar. r.seydewitz@volksfreund.de

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