Wie haben Sie den Amoklauf an der Virginia Tech erlebt?Sachs: Kurz nachdem ich am Montag gegen 9.30 Uhr in mein Büro kam, habe ich draußen großes Geschrei gehört. Ich sah viele Polizisten mit Gewehren im Anschlag. Eine Szene, wie man sie sonst nie sieht. Wie haben Sie davon erfahren, was passiert ist?Sachs: Durch eine E-Mail der Universitätsleitung. Darin war aber zunächst nur von einem Überfall im Wohnheim die Rede. Und davon, dass vermutlich eine Person umgekommen sei. Was haben Sie da gedacht?Sachs: Es war ein beklemmendes Gefühl. Ich habe nur gehofft, dass alles relativ glimpflich ausgeht. Hatten Sie Angst?Sachs: Man macht sich schon seine Gedanken, schließlich liegt das Gebäude, in dem der Student Amok lief, nur 100 Meter von meinem Büro entfernt. Ich wusste ja nicht, ob der Amokläufer nicht auch zu uns reinkommt. Wann haben Sie denn davon erfahren, dass alles vorbei ist?Sachs: Die Uni-Leitung hat erneut eine E-Mail verschickt. Und es kam auch jemand vorbei, der gesagt hat, das Gebäude müsse evakuiert werden. Es gibt vereinzelt Vorwürfe, die Uni habe zu spät gewarnt. Was ist Ihre Meinung?Sachs: Zunächst sah alles nach einer einzelnen Auseinandersetzung im Wohnheim aus. Dass es so ausgeht, konnte keiner ahnen. Der Campus hier ist riesig, nicht vergleichbar mit Trier. So ein Gelände zu evakuieren, dauert ewig. Haben Sie einen der getöteten Dozenten und Studierenden gekannt?Sachs: Nein. Wie ist jetzt die Stimmung auf dem Campus?Sachs: Immer noch bedrückt. Die Leute sind sehr ruhig, auch in der Stadt, niemand lacht mehr. Der Lehrbetrieb ist für diese Woche ausgesetzt, damit die Studierenden nach Hause fahren und die Sache verarbeiten können. Es hätte keinen Sinn gehabt, wenn wir in den nächsten Tagen noch Vorlesungen gehalten hätten. Welche Konsequenzen hat der Vorfall für Sie? Werden Sie auch weiter an der Virginia Tech lehren?Sachs: Ja. Übers Wochenende komme ich zwar nach Trier. Aber am Montag fliege ich wieder zurück. Zur person Ekkehard Sachs ist seit 1986 Mathematik-Professor an der Universität Trier. Seit 2000 lehrt der 56-Jährige auch regelmäßig an der Universität Virginia Tech in Blacksburg.