Notorische Lügnerin?

Vor dem Trierer Landgericht ist am Dienstag der Totschlagsprozess gegen zwei Frauen aus der Eifel fortgesetzt worden. Mutter und Tochter sollen ihren Ehemann und Vater vor acht Jahren getötet und seine Leiche in Südfrankreich versteckt haben. Das Kuriose: Die beiden Frauen schieben sich die Schuld gegenseitig in die Schuhe.

Trier. Die Prozessbeteiligten haben gestern Morgen im Saal 70 des Trierer Landgerichts kaum Platz genommen, da ist der dritte Verhandlungstag gegen die beiden seit Ende Juli vor Gericht stehenden Angeklagten auch schon wieder über die Bühne. Immerhin: Die knappe Viertelstunde reicht Rechtsanwältin Karin Rappenhöner, die die Ehefrau des getöteten Rentners vertritt, um gleich vier Beweisanträge zu stellen. Ob die Anträge zugelassen werden, hat das fünfköpfige Schwurgericht noch nicht entschieden. Allerdings: Die Kammer wird sie kaum ablehnen können, will sie der Verteidigung nicht unnötig Munition liefern für eine mögliche Revision gegen das spätere Urteil.Die Absicht hinter den vier Beweisanträgen ist offensichtlich: Die wegen des acht Jahre zurückliegenden Gewaltverbrechens mitangeklagte Tochter soll als notorische Lügnerin entlarvt werden. Gelänge dies, hätte Staatsanwalt Eric Samel ein Problem. Denn seine Anklage basiert in weiten Teilen auf den Aussagen der 41-Jährigen. Sie war es, die 2005 plötzlich Gewissensbisse bekam, im Eifelstädtchen Bitburg zur Polizei ging und das damals bereits sechs Jahre zurückliegende Verbrechen anzeigte. Demnach hatte sie selbst den als jähzornig und tyrannisch beschriebenen 61-jährigen Vater im Haus der Familie in Overath bei Köln erdrosselt. Zuvor aber soll ihre Mutter dem ahnungslosen Ehemann tagelang starke Beruhigungsmittel in den Tee gemischt haben - um ihn umzubringen, glaubt die Staatsanwaltschaft. Gemeinsam transportierten die beiden Frauen den Leichnam nach Südfrankreich und versteckten ihn in einem Waldgebiet. Zwar wurde das in Tüten eingewickelte und verschnürte Skelett zwei Jahre später gefunden. Doch die Identifizierung des unbekannten Toten gelang erst, nachdem sich die Tochter 2005 der Polizei offenbart hatte. Ein Vergleich der genetischen Fingerabdrücke von Vater, Mutter und Tochter lieferte den entscheidenden Beweis für die verwandtschaftliche Beziehung."Weder Abitur noch BWL-Studium"

Im Trierer Prozess würdigen sich die beiden angeklagten Frauen keines Blickes. Die 58-jährige Ehefrau des Opfers bestreitet bislang jegliche Mitschuld an dem Gewaltverbrechen. Lediglich beim Verstecken der Leiche will sie damals geholfen haben. Zudem kassierte sie nach eigenen Angaben die Rente weiter und fälschte ein paarmal Unterschriften ihres toten Mannes, den kurioserweise offenbar niemand vermisste.Mit den Beweisanträgen will die Anwältin der Mutter nun die Glaubwürdigkeit der Tochter erschüttern. So habe die heute 41-Jährige etwa - anders als behauptet - nie Abitur gemacht und sei auch nie an der Uni Köln als BWL-Studentin eingeschrieben gewesen. Zwei Behauptungen, deren Wahrheitsgehalt rasch zu überprüfen sein dürfte.

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