Nürburgring-Affäre: Warum eine Bank den Kredit verweigert hat

Prominenter, stummer Zeuge: Hans-Joachim Metternich, Kreditmediator der Bundesregierung und vormals Chef der landeseigenen Förderbank ISB, hat im Untersuchungsausschuss zur Nürburgring-Affäre die Aussage verweigert. Mehr zu sagen hat eine weitere Zeugin, die über einen nie zugesagten Kredit spricht.

 Noch immer ein Rätsel: Untersuchungsausschuss und Staatsanwaltschaft Koblenz beleuchten weiterhin die komplexe Finanzierung des Freizeit- und Geschäftszentrums am Nürburgring mit Hotelbauten und einer Achterbahn.TV-Foto: Archiv/Rainer Neubert

Noch immer ein Rätsel: Untersuchungsausschuss und Staatsanwaltschaft Koblenz beleuchten weiterhin die komplexe Finanzierung des Freizeit- und Geschäftszentrums am Nürburgring mit Hotelbauten und einer Achterbahn.TV-Foto: Archiv/Rainer Neubert

Mainz. Nur zehn Minuten dauert am Donnerstag der Auftritt des schweigsamen Metternich, dann schüttelt er freundlich Journalisten die Hände und entschwindet in seiner Dienstlimousine. Sein Anwalt hat erklärt, dass sich Metternich aufgrund der gegen ihn laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Koblenz wegen des Verdachts des Betrugs oder der Untreue nicht äußern werde. Er rechne in Kürze mit einer Einstellung des Verfahrens, lässt der Anwalt noch wissen.

Zur Sache sagt auch Roland Wagner nichts, Geschäftsführer der ISB-Tochter RIM. Gegen ihn wird ebenfalls ermittelt. Er soll laut Staatsanwaltschaft ebenso wie Metternich an der missbräuchlichen Verwendung staatlicher Mittel mitgewirkt haben.

Konkret geht es um Hintergründe bei der Finanzierung des umstrittenen 330 Millionen Euro teuren Freizeit- und Erlebniszentrums am Nürburgring. Die dritte Zeugin im Untersuchungsausschuss, Sylvia Utschneider, ist Firmenkundenbetreuerin bei der Nassauischen Sparkasse (Naspa). Sie berichtet von einer Kreditanfrage über 59 Millionen Euro Anfang Oktober 2008. Seinerzeit rief der damalige ISB-Chef Metternich den Vorstandschef der Sparkasse, Stephan Ziegler, an und avisierte, die Nürburgring GmbH und Finanzvermittler Michael Merten von der Firma Pinebeck würden um den Kredit als "Zwischenlösung" ersuchen.

Laut Zeugin Utschneider sollte Pinebeck Kreditnehmer sein, das Geld aber an Projektentwickler Mediinvest weitergeleitet werden. Warum das so war, bleibt offen. Die ISB kündigte eine hundertprozentige Haftungsfreistellung ihrerseits an. Die Naspa lehnte die Kreditanfrage am 23. Oktober 2008 aber trotz der versprochenen Sicherheit ab.

"Das Ganze war von Anfang an nicht transparent", begründet Utschneider im Ausschuss. Die geforderten Unterlagen (Projektbeschreibung, Organigramm der beteiligten Firmen, Bestätigung der sichergestellten Gesamtfinanzierung) seien nie geliefert worden. Bei einem Gespräch in der Bank seien Pinebeck-Prokurist Merten und Nürburgring-Vertreter Michael Nuss-Kaltenborn "ausgewichen, wenn es konkret wurde". Gewundert habe sie sich, dass es auf die Ablehnung des Kredits keinerlei Reaktion gegeben habe.

Welche Bedeutung die Kreditanfrage hat, wird sich erst erweisen, wenn die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungsergebnisse vorlegt. Letztlich wurden die Nürburgring-Bauten durch mehrere stille Beteiligungen der staatlichen RIM an der Mediinvest GmbH finanziert, Gesamthöhe 85,5 Millionen Euro. Die Strafverfolger vermuten, dass für eine stille Beteiligung in Höhe von zehn Millionen Euro eine falsche Begründung geliefert wurde, indem auf den 59-Millionen-Kredit der Naspa verwiesen worden sei. Denn der sei zum damaligen Zeitpunkt bereits abgelehnt gewesen. Hintergrund Die Finanzierung des Freizeitzentrums am Ring war von Beginn an umstritten. Ein Plan mit Privatinvestoren scheiterte spektakulär, Schecks in Millionenhöhe waren ungedeckt. Ex-Finanzminister Ingolf Deubel trat zurück. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Jetzt wird über Kredite der landeseigenen Förderbank ISB finanziert. (fcg)

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