Nur Lippenbekenntnisse

Lange Zeit war das Thema Armut in Deutschland ein politisches Tabu-Thema. Noch Anfang der 90er-Jahre debattierte sogar der Bundestag darüber, ob es dieses Phänomen in der reichen Republik gibt. Das Problem existiert, und zwar in einem beängstigenden Maße.

Studien der Wohlfahrtsverbände sprechen sogar von "bitterer Not" in manchen Bevölkerungsgruppen. Es ist zumindest ein Verdienst der Bundesregierung, dass mit dem nationalen Armutsbericht die lange verleugnete Armut in Deutschland von der offiziellen Politik endlich wahrgenommen und nicht länger totgeschwiegen wird. Damit hat es sich aber auch schon. Denn Studien allein helfen den Betroffenen nicht. Es kommt auf die Konsequenzen an. Schon im letzten Armutsbericht 2001 war davon die Rede, dass die Kluft zwischen Arm und Reich wächst. Was folgte, waren jede Menge Lippenbekenntnisse. Und heute hat es den Anschein, als ob vor Wirtschaftskrise, wachsender Arbeitslosigkeit und deren Folgen schlichtweg kapituliert worden ist. Eine neue, nationale und vor allem offensive Armutspolitik sucht man vergebens. Oder glaubt Rot-Grün tatsächlich, mit Hartz IV dem Problem irgendwie Herr werden zu können? Gelingt es nicht den Betroffenen wieder Perspektiven zu geben, droht einer viel zu oft wegschauenden Gesellschaft tatsächlich der soziale Unfrieden. nachrichten.red@volksfreund.de

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